E00 – Solidarity is a weapon Der Anfang der Wanderung
Tagebuch Tobias Burdukat – 18.06. – E00
Ich dachte ich bin entspannt wenn ich im Zug sitze, aber dann fuhr er nur bis Leipzig Messe und dort stand ich 1,5h im ICE bis er zurück nach Leipzig HBF fuhr und nun mit einer anderen Verbindung nach Oberstdorf mit fast einer Stunde Aufenthalt in Nürnberg. Dort die Cops vorm HBF bei der Arbeit beobachtet wie sie Platzverweise verteilen, weil Menschen Alkohol trinken oder vorm HBF keine Maske tragen. Abpropos Maske: im ICE ,der ja nun die Personen von 2 ICE fasst und extrem voll war, hieß es an der Landesgrenze zu Bayern, das bitte nur noch FFP2 Masken getragen werden. Finde es nach wie vor gut, dass die Leute in den Verkehrsmitteln darauf achten sollten und mich nervt es, wenn Menschen das mit Diskussion ignorieren, aber wenns von Hamburg bis Bamberg auch mit ner OP Maske ging, was ändert sich, wenn ab Bamberg alle eine FFP2 Maske tragen! Hoffen wir das es mit dem Impfen weiterhin gut vorwärts geht und wir das alles hinter uns lassen können!
E01 – Leave no one behind bon courage e.V.
Tagebuch Tobias Burdukat – 19.06. – E01
Wie der Zug gestern ein Problem hatte, hatten wir das nätürlich auch. Nachdem wir an der Sprungschanze geschlafen hatten, dachten wir, naja da wird schon noch Wasser kommen bis zum Gipfel und liesen die erste und – wie sich raus stellte – auch letzte Wasserstelle liegen. Nach 800 HM bei 30 Grad kam dann endlich ein Schneefeld und wir haben uns gefühlte 10 Liter Schnee geschmolzen und dann getrunken. Mal schauen wie unsere Mägen das verkraften! Ist ein bisschen so wie mit der Fördermittellogik für die Jugend- und Geflüchtetenarbeit. Du machst und machst und nimmst dann das Erstbeste was kommt, auch wenn es nicht gerade gut für dich ist. Deshalb wollen wir aus diesem Kreislauf raus und versuchen dies hier erfolgreich durch zu ziehen. Schauen wir mal. Auf jeden Fall haben wir das Tagesziel nicht geschafft, aber werden jetzt an einem wunderschönen See dem Alpsee unser Nachtlager aufschlagen! Mal schauen wie es morgen weiter geht nachdem wir mit Blick auf sie #höfats aufgewacht sind!
#schattenberg #seeköpfle #alpsee #allgäu
Courage ist es, die man braucht, um sich gesellschaftlichen wie auch politischen Problemen entgegenzustellen und zu deren Lösung beizutragen. Auch wir haben mit der Gründung unseres Vereins Bon Courage e.V. diesen Mut aufgebracht, den Umtrieben einer ebenso aktions- wie auch gewaltorientierten Neonazi-Szene in Borna und Umgebung nicht mehr länger ohnmächtig und tatenlos gegenüberzustehen. Immerhin haben Neonazis regelmäßig Menschen in Borna bedroht, gejagt, zum Teil sogar entführt und brutal zusammengeschlagen, die sich nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild einfügen. Wöchentlich waren ganze Straßenzüge mit extrem rechter Propaganda in Form von Aufklebern, Plakaten oder Graffiti übersät und mit der Gründung des Vereins Gedächtnisstätte im Frühjahr 2007 sollte sich ein Wallfahrtsort für Alt- und Neonazis in Borna etablieren. Die Stadtverwaltung wie auch die Stadtbevölkerung haben vor diesem rechten Problem größtenteils die Augen verschlossen.
„Aber wir lassen uns von derlei Anfeindungen und Drohgebärden weder einschüchtern, noch in unserem Engagement einschränken, denn all diese Erfahrungen haben unseren Mut nicht geschmälert, sondern nur gestärkt. Und so ist unser Wille, einen Beitrag zum Aufbau einer Welt ohne Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus zu leisten, auch im 15. Jahr des Bestehens unseres Vereins nach wie vor ungebrochen – und daran wird sich trotz aller Widrigkeiten auch in Zukunft nichts ändern!“
Wir jedoch wollten unsere Augen angesichts dieser neonazistischen Aktivitäten nicht verschließen – und wir konnten es auch nicht, denn schließlich waren auch wir es, auf die die Anfeindungen und Angriffe dieser rechten Schläger_innen abzielten. Aus diesem Grund haben wir als zum Teil noch sehr junge Jugendliche im Januar 2007 unseren Verein Bon Courage e.V. ins Leben gerufen, um der lokalen rechten Szene eine organisierte Struktur entgegenzusetzen und zeitgleich die Stadtbevölkerung für rechte Aktivitäten in der Stadt zu sensibilisieren. Um diese Ziele zu verwirklichen, haben wir u.a. die Wanderausstellung „Auschwitz: Nie wieder! Erinnern statt Vergessen“ konzipiert, drei Aktionstage unter dem Motto „Faschismus – gestern, heute, niemals wieder!“ veranstaltet, Zeitzeug_innengespräche mit Holocaustüberlebenden organisiert, Stolpersteine verlegt und gepflegt sowie Workshops zu verschiedenen Aspekten des Nationalsozialismus angeboten. Ein Höhepunkt unserer antifaschistischen Bildungsarbeit stellt zudem die seit 2008 stattfindende Gedenkstättenfahrt dar, die uns und 20 Interessierte jährlich an Orte nationalsozialistischer Verbrechen in Polen und Tschechien führt.
E02 – Skating is for Everyone Spitzenjugend Grimma
Tagebuch Tobias Burdukat – 20.06. – Skating is for everyone
Gestern nach Schnee gesucht und heute Schnee verflucht, 5 Meter am Rand eines Schneefeldes bergab gerutscht und glücklicherweise noch auf dem Rest des eigentlichen Weges zum Stehen gekommen! Nun muss es wohl mit einem ziemlich blauen Fleck am Arsch weiter gehen. Vielleicht ist es mit dem Schnee wie mit der Stadt Grimma in Bezug auf den Skatepark. Erst freut man* sich, dass eine Fläche asphaltiert wird und dann haben wir nur Probleme damit und eine gemeinsame Lösung zwischen Between the Lines GmbH und FJZ e.V. wird nur zu den Bedingungen der Stadt akzeptiert. Wie eben mit den Schneefeldern: die diktieren dir auch deinen Weg und im Zweifel musst du umkehren oder dir eine alternative Variante suchen! Was nun bei mir auch ansteht, wie unsere Alternative ist selbst einen Bauantrag zu finanzieren, mit eurer Hilfe, werde ich die kommenden Etappen auch umplanen müssen, da noch viel zu viel Schnee liegt und der Rucksack die Querungen über die Schneefelder nicht einfacher macht.
Spontan ist somit auch die Entscheidung auf dem Prinz Luitpold Haus zu schlafen. Ab Morgen geht es dann allein weiter und ich bin gespannt was mich erwartet!
#schochen #schochensattel #laufbachereck #viaalpina
Welche Ursachen haben zur Gründung eurer Initiative geführt? In welchen Bereich(en) engagiert ihr euch?
Verschiedene Faktoren führten zur Gründung unserer Gruppe: Zum einen hatten wir gemeinsame Interessen, wie zum Beispiel skaten und Basketball, was auf unserer Fläche beides möglich ist und dazu führte, dass wir uns kennenlernten. Zum anderen kannten sich viele auch vorher schon aus der Schule oder durch Engagement in bestimmten Bereichen, zum Beispiel beim Donnerstagsplenum, SBY oder Schule ohne Rassismus.
Dementsprechend bildete sich eine Gruppe von engagierten Jugendlichen, die sich beispielsweise den Erhalt der Skatefläche zur Aufgabe machte. Wir haben das Ziel, gemeinsam Projekte umzusetzen, dabei dazuzulernen und auf dem Weg, politische Aktivitäten und Raum für Jugendliche im ländlichen Gebiet nicht aussterben zu lassen. Zusammenhalt ist dabei ein wichtiger Punkt, genauso wie Lust darauf, etwas aufzubauen, zu erhalten und Spaß zu haben.
Inwiefern gelingt es euch, neue Mitstreiter_innen und „Nachwuchs“ für euer Engagement zu gewinnen? Mit welchen Problemen seht ihr euch hierbei konfrontiert?
Obwohl uns das sehr wichtig ist und wir ständig daran arbeiten, ist das vor allem zur Zeit eher schwierig: Corona legt uns Steine in den Weg. Vor einiger Zeit hatten wir eine Veranstaltung, die neue Menschen an unsere Gruppe heranführen sollte, was auch erfolgreich war, allerdings währte der Erfolg nicht lang, da durch A und B-Wochen die Kurse an Schulen geteilt wurden und es sich für viele Menschen, die sowieso schlechte Verbindungen im ländlichen Raum haben, nicht lohnt, hierher zu fahren.
Weiterhin sind geplante Veranstaltung ausgefallen, was die Verbindung zu neuen Mitgliedern erschwerte.
Ein weiteres Problem sehen wir im Rechtsruck: Dieser betrifft zunehmend junge Menschen in Sachsen, was dazu führt, dass es schwieriger für uns ist, sie an unser Projekt und unsere Gruppe zu binden.
Wie finanziert ihr euer Engagement? Mit welchen Problemen seht ihr euch hierbei konfrontiert?
Um unsere Projekte umsetzen zu können, benötigen wir (meist) Geld. Das Stellen von Förderanträgen, die Organisation von Veranstaltungen oder das Öffnen unseres Containercafés am Radweg sind Beispiele, wie wir an Geld für die Verwirklichung unserer Projekte kommen. Corona blockiert seit letztem Jahr einige unsere Einnahmequellen, da beispielsweise die Führung des Cafés zur Zeit durch Hygienekonzepte U. Ä. eingeschränkt ist.
Leider gibt es zusätzlich Probleme mit einigen Anwohner*innen, die sich von dem Skatepark gestört fühlen. Außerdem hat die Stadt Grimma versäumt, einen Bauantrag für die Asphaltfläche zu stellen, auf der wir skaten und anderen Sport betreiben – wodurch der Fortbestand dieser Fläche stark gefährdet ist. Da die Stadt uns finanziell nicht unterstützt, sind wir auf die Spenden der Kampagne angewiesen, um die Erstellung eines Bauantrags zu finanzieren und die Skateanlage in die Halle zu verlegen – und endlich völlig legal skaten zu können.
Inwiefern wird euer Engagement behindert oder angefeindet?
Wir sind dankbar, einen Ort zu haben, an dem wir uns ausleben können. Es gibt außerhalb von Schulen und Vereinen kaum Möglichkeiten für Jugendliche, sich zu treffen und sich zu verwirklichen. Den zahlreichen Kinderspielplätzen, die die Stadt Grimma in den letzten Jahren gebaut hat, sind wir inzwischen entwachsen. Die Jugend in Grimma und Umgebung bleibt auf der Strecke. Um uns und alle Jugendlichen aus dem Umkreis zu „unterstützen“, ließ die Stadt die Skatefläche illegal asphaltieren.
Seit klar ist, dass die Fläche so eigentlich nicht bestehen darf und auch nicht mehr lange bestehen wird, erhielten wir keinerlei Unterstützung mehr von städtischer Seite.
Wir würden uns freuen, wenn die Verantwortlichen der Stadt etwas mehr Interesse und Unterstützung an unserem Projekt zeigen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall: Wir fühlen uns oft nicht gesehen oder überhaupt ernst genommen.
Da wir also keine Unterstützung von der Stadt erhalten, werden wir selbst aktiv und haben uns der Hike-For-Kampagne angeschlossen.
Was wäre, wenn es euer Engagement nicht mehr gäbe oder nie gegeben hätte?
Wenn es unser Engagement nicht gäbe, würde sich niemand um den Erhalt der Skateelemente und andere wichtige, politische und coole Projekte kümmern, es hätte auch bei keinem von uns eine derartige persönliche Entwicklung stattgefunden. Außerdem hätten die Jugendlichen aus Grimma diesen Ort nicht, an dem sie die Chance und Unterstützung bekommen, sich auszuleben. Für viele von uns ist die Spitzenfabrik mit allem, was sie zu bieten hat, ein Safe Space und ein Ort, an dem man sich immer willkommen fühlt.
Die Kampagne lässt uns darauf hoffen, dass uns die Skateanlage, die uns so ans Herz gewachsen ist, nicht verloren geht und uns so unsere Leidenschaft des Skatens und der Ort, an dem wir sein können, nicht genommen wird.
Der Ort ist nicht nur uns als interne Gruppe und Grimmaer*innen sehr wichtig, es kommen teilweise sogar Menschen aus Leipzig, Chemnitz und Jena hierher, um Ruhe zu finden, sich frei ausleben zu können und zu skaten!
E03 – Dein Tellerrand 04668 One Step Ahead – Street Punk – Limbach Oberfrohna
Tagebuch Tobias Burdukat – 21.06.- Dein Tellerand 04668
Heute musste ich ordentlich über meinen eigenen Tellerrand schauen und sehr weit über den von Grimma. Nachdem ich ja gestern die Schneefelder verflucht habe, hatte ich heute dafür keine Gelegenheit. Ich musste drüber und die Fuchskar am Fuße der Kreuzspitze und des Hochvogels bedeutete 1,5h Schneefeld queren und ohne Steigeisen und Pickel wäre es nicht möglich gewesen. Oft wurde ich in den letzten Wochen gefrag,t was denn eine Alpenüberquerung mit unabhängiger emanzipatorischen Arbeit zu tun hat. Nun – es geht hier um Öffentlichkeit, denn auch wenn viele außerhalb von Grimma und dem Landkreis Leipzig unsere Arbeit gut finden, ist dies vor Ort nicht der Fall. Denn wir stören die Ruhe. Genau so wie auch One Step Ahead in ihrem Song über das Leben im ländlichen Raum singen, möchte auch ich mit dieser Wanderung eine Öffentlichkeit schaffen für die Arbeit mit Jugendlichen und Geflüchteten, die wir hier versuchen zu machen, auch wenn immer wieder ein Schneefeld kommt über welches man* sich drüber kämpfen muss! Ich mache es weil ich daran glaube, dass sich unsere Welt ändern kann, auch wenn ich kurz vorm Tal im Wald noch einmal ordentlich auf einer Wurzel ausgerutscht und 5m weiter unten im Gestrüpp landete. Manchmal ist es eben auch nicht das große Schneefeld, sondern eine versteckte Wurzel unter Laub, die einem Probleme bereitet!
#fuchskar #bergsteigen #hochvogel #kreuzspitze
One Step Ahead – Die Stadtmauer dein Tellerrand
Die Zukunft in den Händen
und die Taschen sind gepackt
raus hier aus der Scheiße
Wie oft hast du’s schon gesagt?
Wieder eine Lücke,
Plena dürren stetig aus
hier geht schließlich auch gar nichts
und hier kommt man niemals raus
Versack‘ in deiner City
ohne Interesse für das Umland
der Kosmopolit
und die Stadtmauer dein Tellerrand
Bist du schon versunken
im Überangebot
große Versprechen
doch das Umland, das bleibt tot
Aufgesetzte Offenheit
verschlingt die ganze Wut
im schönsten Kiez auf Erden
braucht es keinen Mut
Anstatt sich einzubinden
konsumierst du gnadenlos
als Einstiger von drüben
genießt du deinen Ruf
Bleiben oder gehen?
diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen
Abschied für uns nicht leicht
allerdings von deinerseits
E04 – more than sport Roter Stern Leipzig e.V.
Tagebuch Tobias Burdukat – 22.06. – more than sport
So mischt der RSL den Vereinssport auf: Oft habe ich in Vorträgen gesagt, dass es in ländlichen Regionen meist nicht viel mehr als Fußballvereine und die Feuerwehr als Angebote für Jugendliche gibt und leider ist dies die Realität und die wenigsten Vereine sind so wie der RSL, haben Projekte der Jugend- und Bildungsarbeit und bieten ein Zuhause für die, welche sich in traditionellen Sportvereinen nicht wohl fühlen.
More than walking war dann auch die heutige Etappe mit über 10h, mit dem verletzten Fuß dann doch wesentlich anstrengender als gedacht. Wieder gab es Schneefelder, die überwunden werden wollten und der #schöneckersteig bot dann auch noch kurze vereiste Wasserfälle, die ich queren musste! Mit Selbstdarstellung hat das alles wenig zu tun, denn da könnte ich mir anderen Sachen raus suchen. Ich werde jetzt versuchen, die geplante Route etwas zu entschärfen, denn scheinbar wird das mit dem Schnee nicht besser, aber mal schauen. Nachdem ich mir schon einen Schlafplatz gesucht hatte, zog heute Abend ein böses Gewitter auf, welches mich jetzt in eine Unterkunft getrieben hat, ich denke mein Fuß wird es mir danken!
Schlaft schön und bis Morgen!
#drähhüttenalm #enzensbergerweg #lechtal #austria #rotwand
Die roten Sterne aus Leipzig!
Im Conne Island versammelten sich am 1. Februar 1999 20 Jugendliche, um ganz offiziell einen Fußballverein namens Roter Stern Leipzig ´99 e.V. aus der Taufe zu heben. Das „´99“ sollte von Beginn an dem Ganzen einen historischen Anstrich verleihen. Angeödet von Nazis und anderen Rassist_innen fanden sich diese mehr oder weniger veranlagten Fußballvirtuosen in den ausgehenden 1990ern zusammen. Sie hatten schon ihre diversen Punk- und Oi-Erfahrungen auf Woodstock-Dissen im Werk II, „London“-Fahrten oder in „Offensive“-Sommercamps gemacht, auf Antifa-Demos Stellung bezogen und ihre erste gemeinsame Fußballsaison unter den Fittichen von Günter Prasse als „Fünfte“ von Blau-Weiß Leipzig absolviert. Über die Frage, was der Hauptgrund für die Vereinsgründung war, wird man wohl noch lange streiten. Wollten die anfänglich 40 Mitglieder einen bewussten Kontrapunkt zu den Entwicklungen im Fußball setzen, der heute wie damals von Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus und Homophobie durchsetzt ist. Oder sollte nur die Möglichkeit des sportlichen Aufstiegs eingerichtet werden, der bei Blau-Weiß Leipzig durch die anderen etablierten Teams, die den Aufstieg verbauten, nicht gegeben war. Unter dem Motto „Wir können alles“ stürzten sich die Aktiven in die chaotische Welt des Vereinswesen: Offizielle Gründungsveranstaltung, Vereinssatzung, Vorstand, Spielstätten, Sitzungen, Korrespondenz mit Ämtern und der ganze andere langweilige Kram waren die Folge. Im September 1999 startete der Verein mit zwei Männer-Teams in die Saison: A star was born!
Das „Projekt“ Roter Stern traf den Nerv der linken Szene in Leipzig. Die Spiele der „Ersten“, die drei Jahre in Folge bis zur Stadtliga aufstieg, besuchten an die 250 Zuschauer_innen. Die finanzielle Liquidität konnte durch „Soli-Konzerte“, die zahlreiche Bands in den verschiedensten Locations der Stadt durchführten, halbwegs gewährleistet werden.
Mit fortschreitender Existenz erreichte der Verein allmählich seine Grenzen. Kein eigener Platz, die Organisation des Spielbetriebs, der Anspruch bei kulturellen Veranstaltungen, das Einfordern politischer Ansprüche und die Unterstützung von antifaschistischen und linken Kampagnen wie die Kritik an der Olympiabewerbung von Leipzig bereiteten viel Freude, waren aber mit einem immensen Aufwand verbunden. Seit der Vereinsgründung wurde auf flache Hierarchien geachtet. Jeden Donnerstag fanden sich die Aktiven zum Plenum in der Braustraße später im neuen RSL-Fischladen ein und besprachen alle Themen, die den Verein betrafen. Dabei muss bis heute unter den Anwesenden ein Konsens erzielt werden. Lange und hitzige Debatten waren die Folge. Das hielten auf Dauer nur die Wenigsten durch. Das Verwalten des Vereins verlangte eine immer höhere Sachkompetenz und lastete zunehmend auf zu wenigen Schultern. Die Euphorie der Anfangszeit wich einem Gefühl des „Weiter so! Augen zu und durch!“. Zwischen 2003 und 2009 stagnierte die Mitgliederzahl zwischen 200 und 250 und die Gründungsgeneration übergab den Staffelstab allmählich an neue Generationen.
In der Saison 2007/08 legten die Kleinsten der Sterne (E- und F-Jugend) los. Die Jugendarbeit sollte fortan einer der entscheidenden Schwerpunkte des Vereins werden. Das Platzproblem wurde immer gravierender und durch medienwirksame Aktionen publiziert. Eine – letztlich nur angemeldet, aber nicht durchgeführte – Demonstration zur Leipziger Messe, in der die Gruppenauslosung für die Fußball-WM der Männer 2006 stattfand, ließ die Verantwortlichen in der Stadt aufhorchen. Während in Leipzig ein WM-Stadion gebaut werden konnte, mussten die Sterne auf verschiedenen Plätzen den Spielbetrieb notdürftig organisieren. Projekte wie die anti-diskriminierende Aufklärungskampagne „Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball“ (IVF), das von kommunalen Fördergeldern unterstützt wurde, fanden eine überregionale Beachtung. Zahlreiche Preise wie der Sächsische Demokratiepreis 2009 und der Julius-Hirsch-Preis 2010 waren die Folge.
Der sportliche Aufstieg der „Ersten“ bescherte den Sternen erstmals Reisen ins Leipziger Umland. Am 24. Oktober 2009 erfolgte in Brandis eine Übergriff von rund 50 Nazis auf den RSL, der Schwerverletzte und ein jahrelanges juristisches Nachspiel zur Folge hatte, bei dem mehrere Angreifer zu Haftstrafen verurteilt wurden. Es zeigte sich, dass ein antifaschistischer Sportverein in einigen Landstrichen auch weiterhin mit massiven Gewalterfahrungen konfrontiert werden konnte.
Sportlich war das Ende der „Ersten“ in der Bezirksliga (7. Liga) erreicht, aus der man sich nach nur einem Jahr wieder in Richtung der neu gegründeten Stadtliga verabschieden musste. Trotz einer Bezirksliga-Saison 2011/12 mit Pleiten, Pech und Pannen strömten im Schnitt 430 Zuschauer_innen in den Sportpark Dölitz. Parallel konnten weitere Infrastrukturprojekte wie der Neubau eines Rasenplatzes auf der zweiten RSL-Spielstätte „Am Goethesteig“ realisiert werden. Die Platzsituation entkrampfte sich, was auch der Jugend des Sterns zu Gute kam. Mittlerweile ist einer der wenigen Abstiege in der RSL-Geschichte verdaut und die Erste hat sich in den Kanon der 7. Liga eingereiht und spielt dort ganz erfolgreich mit. Auch „Am Goethesteig“ sind die Jahre des Bau-Engagements fast abgeschlossen: Der RSL-Sozialtrakt und ein Kleinfeld-Kunstrasenplatz mit Beleuchtung stehen Anfang 2017 kurz vor der Vollendung.
Mittlerweile sind wir mit über 800 Fußballerinnen und Fußballern, davon die Hälfte im Jugendalter, der – gemessen an den Fußball-Aktiven – größte Fußballverein der Stadt Leipzig. Umfangreiche Bauprojekte, wie der Neubau eines RSL-Sozialtraktes, sollen dafür Sorge tragen, dass diese Aktiven auch in Zukunft mit dem Stern auf der Brust dem Ball nachjagen können. Die Sommerpause im RSL-Plenum ist längst Geschichte, die Finanzen solide und die Strukturen wie immer verbesserungs-, aber dennoch tragfähig. Unter den inzwischen mehr als 1.500 Vereinsmitgliedern sind nicht nur Fußballer_innen organisiert, sondern auch Aktive in 15 weiteren Sektionen. Allgemein ist der Zulauf an jungen Sternen immens und motiviert die organisatorisch Aktiven zum Weitermachen.
Das Projekt „Roter Stern Leipzig ´99“ lebt. Vielleicht könnten wir politischer sein, mehr in den sportlichen Erfolg investieren, besser Partys organisieren oder den Zugang zu den Plenumsstrukturen erleichtern? Bestimmt sind dies alles Punkte, die wir versuchen, mit vollem Engagement und Herz zu gewährleisten. Ein hohes Maß an Ehrenamt bremst uns dennoch immer wieder ein wenig aus. Bei allen Fehlern und Unzulänglichkeiten sind wir nach knapp 20 Jahren immer noch da. Klar ist arbeiten, zu Ende studieren, Babys füttern nicht mehr der Punkrock der Anfangszeit, dennoch haben wir es geschafft, dass neue Aktive ein tolles Projekt vorfinden können, das unter den gegebenen gesellschaftlichen und szene-lokalen Voraussetzungen zum Mitmachen und Selbstverwirklichen einlädt.
Adam
E05 – Kein Vergeben, kein Vergessen! Opferberatung RAA Leipzig e.V.
Tagebuch Tobias Burdukat – 23.06. – Kein Vergeben, kein Vergessen!
Die Memminger Hütte war heute das Ziel und es gab keinen Handyempfang, was natürlich zu Verzögerungen mit dem Post geführt hat. Die Etappe war entspannt und ohne Rucksack hatte ich sogar noch ausreichend Zeit kurz vor der Hütte einen kleinen Sprint zum Seekogel einzulegen. Da der Weg heute auf dem Weitwanderweg nach Meran und dem Lechtaler Höhenweg entlang ging, begegnete ich vielen Menschen und mittlerweile fühlt es sich irgendwie suspekt an Menschen zu treffen! Ich habe heute viel über verunglückte Bergsteiger_innen nachgedacht, da etliche Kreuze am Weg aufgestellt waren und irgendwie hat dies dazu geführt, darüber nachzudenken , dass man bestimmte Sachen nicht vergessen sollte. Wie zum Beispiel, dass Nazis scheiße sind und man* sich unter keinen Umständen mit ihnen auf Demos verbündet, spazieren geht oder an Straßenränder stellt. Genau so werde ich auch nicht vergessen, dass das Jugendamt im Landkreis Leipzig verleumdend zu mir und meiner Arbeit war und dass die Stadt Grimma ihren Groll auf mich an den Jugendlichen im Projekt auslässt! Ich werde es nicht vergessen und ich werde vermutlich auch nicht vergeben können. Deshalb machen wir diese Kampagne und ich plane weiter die Strecke um, damit ich heil ankomme und wir dann mit eurer Hilfe unabhängige emanzipatorische Arbeit im Landkreis Leipzig anbieten können!
#seekogel #lechtal #memmingerhuette #viaalpina #alpen
E06 – Wir sind nicht mehr! Treibhaus e.V. Döbeln
Tagebuch Tobas Burdukat- 24.06. – Wir sind nicht mehr!
Nachdem ich dann heute endlich wieder Handyempfang hatte, musste ich traurigerweise in unseren internen Chatverläufen lesen, dass die Stadt Grimma einen Anwalt bemüht hat, der nun die Jugendlichen aufgefordert hat bis 07.07. den Skatepark an der Spitzenfabrik zu räumen. Wenn du das liest und dann noch 700m absteigen musst auf einem ziemlich ausgesetzten Weg musst du ganz schön mit dir kämpfen. Ich habe auch tatsächlich heute kurz darüber nachgedacht, das alles sein zu lassen, weil ich irgendwie Angst habe, dass es den meisten Menschen irgendwie egal ist was wir tun! Ob es nun emanzipatorische Arbeit mit Jugendlichen, die in ihrem Ergebnis solche tollen Projekte wie das Treibhaus als Soziokulturelles Zentrum im ländlichen Raum hervorbringen kann oder ob es der Versuch ist mit dieser Wanderung eine ausreichend große Öffentlichkeit zu schaffen, dass die Bedürfnisse von jungen Menschen nicht fortlaufend mit Füßen getreten werden.
Das alles hier ist der Versuch irgendwie Öffentlichkeit und auch finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen und ich werde dafür noch ein paar Meter zurücklegen. Auch wenn ich durch den anderen Abstieg heute kurz vorm Abendbrot ein paar Kilometer mit dem Bus zurück gelegt habe. um mich wieder an meinen Ausgangspunkt der ursprünglichen Route zu bringen. Nun bin ich wieder allein an einem ziemlich idyllischen Platz und hoffe ich kann euch morgen früh auch wieder ein Video senden!
Schlaft gut!
L O N G S T O R Y S H O R T – 2 4 J A H R E T R E I B H A U S
1997 gab es in Döbeln, wie in vielen sächsischen Klein- und Mittelstädten, einen dringenden Bedarf an alternativen Freiräumen und einer etablierten Subkultur. Mit diesem Ziel gründeten einige Jugendliche den Treibhaus e.V. um eine Struktur für selbstbestimmte und weltoffene (Sozio-)Kultur zu schaffen.
In den Nuller-Jahren, beginnend in 2001, wurde das Café Courage zu einem Veranstaltungs- und Begegnungsort in Döbeln, der eine ganze Generation Jugendlicher prägte und ein für sächsische Verhältnisse sehr besonderes Engagement förderte. In dieser Zeit wurde die Arbeit im Verein vor allem durch sehr viel Ehrenamt geprägt. Parallel zu dessen Rückgang durch den demographischen Wandel, der mit dem Wende-Knick ganz Sachsen mit voller Kraft erwischte, konnte der Verein in den Zehner-Jahren eine stabile Hauptamtsstruktur aufbauen. So wurden verschiedene Projekte und Standorte erhalten, aufgebaut und erweitert.
T H A T S I T – D E R S T A T U S Q U O
Mit mehr als einem halben Dutzend, teilweise ehrenamtlich getragenen, Projekten erreicht der Treibhaus e.V. heute über 15500 Nutzungen pro Jahr – vom Ferienprogramm für Grundschulkinder über Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene bis hin zum Seniorentanz. Derzeit arbeiten zwölf hauptamtlich Angestellte für die Vielfalt in Döbeln. Finanziert werden diese zu einem Großteil aus öffentlichen Fördertöpfen. Derartige Arbeitsverhältnisse sind prinzipiell, so auch bei uns, prekär. Eine grundsätzliche Befristung, unterdurchschnittliche Bezahlung und regelmäßiges Bangen um ein Fortführen der Projektfinanzierungen prägen die Arbeit. Der Wegfall von Projekten, wie der politischen Bildungsarbeit in 2021, sind dabei nur eine Seite der Medaille – andererseits ist ein ständiges Neu-Beantragen auch eine immer wiederkehrende Angriffsfläche für die Gegner*innen von Vielfalt und Weltoffenheit auf der Ebene der Kommunalpolitik. Die daraus rührenden ständigen Anfeindungen, Diffamierungen und Beschuldigungen ergänzen mittlerweile auf einer vorgeblich politischen Ebene die offenen Angriffe von Neonazis, auf unser Haus und auf Personen.
W H A T I F – W A S W Ä R E D Ö B E L N O H N E D E N T R E I B H A U S E V
Um die Bedeutung des Vereins für die Stadt zu begreifen, muss man sich nur vor Augen halten, was Döbeln fehlen würde, gäbe es den Treibhaus e.V. nicht:
- Sozio- und Subkultur wäre abhängig vom Engagement und Willen Einzelner, diese Ergänzung zum kulturellen Leben der Stadt läge vermutlich brach
- Migrationsberatung und die Infrastruktur einer Willkommenskultur benötigen kommunale Strukturen, die wir, bei aller Bescheidenheit, durch unsere Netzwerke und unsere Erfahrung hervorragend ergänzen und beflügeln
- Jugendarbeit hätte nur klassische Strukturen, alternative Freiräume gäbe es in diesem Maße nicht. Bildungsarbeit, Rechercheprojekte oder die selbstverwaltete Skatehalle gäbe es sicher nicht ohne die Unterstützung des Treibhaus e.V..
T H E K I D S A R E A L L R I G H T – W A S W I R U N S W Ü N S C H E N
Die Stadt selbst profitiert von Pull- und Ankereffekten des Vereins, der der Region einen urbanen Charakter beschert, wie man ihn in sächsischen Klein- und Mittelstädten selten findet.
In einer perfekten Welt würde das Engagement des Vereins jedoch stärker gefördert und gewürdigt. Leider erleben wir auf verschiedenen Ebenen regelmäßig das Gegenteil. Eine Kontinuität und eine Wertschätzung der Arbeit, die der Verein leistet und von der sowohl die Stadt als auch insbesondere die Jugend profitiert, wird wohl weiterhin ein Wunschtraum bleiben. Es würde uns vorerst schon reichen, wenn man uns in Zukunft nur noch kleinere Steine in den Weg legen würde. Wir räumen die schon weg…
E07- Support your neighbours Kontaktstelle Wohnen
Tagebuch Tobias Burdukat – 25.06. – Support your neighbours
Nach der überstandenen Gewitternacht habe ich heute im Sinne des Nachbarschaftsgedankens meine Route mit Durchfragen im Wirtshaus und bei Bauern auf den Almen in Tirol gemeistert. Schlussendlich bin ich jetzt auf der Gallruther Alm angekommen, bin 1km durch einen Stollen gewandert, der nicht für 196cm gebaut ist und darf nun dank des Hüttenwirts hier nächtigen und genieße die Stille und das Rauschen des Wasserweges. Ein abgefahrenes Kanalsystem, was hier in den Fels gemeiselt wurde um die Täler mit Wasser zu versorgen.
Da ich heute relativ viel, auf relativ guten Wegen gelaufen bin, konnte ich tatsächlich ein bisschen mehr als in den letzten Tagen die Landschaft genießen. Auch wenn meine Füße durchaus schmerzen, aber gut, erst Wurzel, dann Binde, naja und nun gibt es paar offene Stellen. Ich konnte heute aber diesen Irrsinn mit dem Skatepark in Grimma kurz vergessen und habe schöne Gespräche mit den Bauern geführt. Das einzige was mich heraus gerissen hat, waren ein paar Biker die wohl so aus dem Werteunion- Lager kamen und sich mächtig über die Flüchtlingspolitik der letzten Jahre aufgeregt haben. Naja, regen wir uns auch auf, aber auf eine andere Art und Weise, weil sie immernoch menschenfeindlich ist und genau deswegen brauch es Projekte wie die Kontaktstelle Wohnen oder Bon Courage für deren Stellenfinanzierung ja ein Teil des Geldes verwendet werden soll. Also auf zur Startnextseite und support!
E08 – Sponsored by Ornheim Kulturbahnhof Bad Schlema
Tagebuch Tobias Burdukat – 26.06. – Sponsored by Ornheim
Heute wusste ich beim Start nicht, ob ich den geplanten Weg auch zurück legen kann, aber schlussendlich hat es geklappt und es war ein wirklich wunderschöner Weg. Ein bisschen hat mich das dann doch an die Jugendarbeit erinnert, du läufst los und hast keine Ahnung welche Schwierigkeiten kommen und ob es klappt oder du umkehren musst und einige der gelaufenen km und Hm völlig umsonst waren.
Doch umsonst ist es in den wenigsten Fällen, denn man* erlebt ja einiges auf dem Weg und der heutige war der Dr. Angerer Höhenweg und teilweise hat es mich an das Wandern im Erzgebirge erinnert, nur eben ca. 1500m höher hier in Tirol. Deshalb haben wir euch heute auch den KuBa in Bad Schlema vorgestellt, wo der Bauman Frank (wie man* erzgebirgsch saacht) als Sozialarbeiter des Kreisjugendrings versuchen möchte das Konzept und Projekt „Dorf der Jugend“ zu adaptieren und dort umzusetzen. Ob das alles klappen wird, ist offen, aber auf jeden Fall werden die Jugendlichen, die aktuell mitwirken etwas mitnehmen und darum geht es. Genau wie der Weg heute, wunderschön und selbst wenn ich hätte umkehren müssen, hätte es sich mehr als gelohnt.
Allerdings musste ich einmal umkehren, als ich feststellte das meine Sonnenbrille weg war. Zum Glück hing sie an einem Baum, auch wenn dieser am Rande eines Schnee-/ Eisfeldes war was ich dann wohl doch noch einmal ein Stück hinauf steigen musste, aber ohne Rucksack und mit den Angstmomenten der letzten Tage aus dem Allgäu war dies dann doch leichter als gedacht!
Mobile Jugendarbeit Schneeberg und Umgebung – Kreisjugendring Erzgebirge e.V.
Kontaktperson: Frank Baumann Streetworker – Sozialpädagoge M.A.
Projekt: Kulturbahnhof (Entstehungsphase) / Akquirierung Jugendraum
Wir arbeiten als Jugendarbeiterinnen im Erzgebirgskreis und in diesem Gebiet sind die Möglichkeiten für junge Menschen sehr eingeschränkt. In unserem Einzugsgebiet findet sich kein Jugendclub oder sonstige Angebote jenseits der Vereinsaktivität. Die Entfaltungsmöglichkeiten sind äußerst begrenzt, weshalb ein hoher Abzug von Jugendlichen vorherrscht. Wir sind ständig auf der Suche nach Räumen die wir für und zusammen mit jungen Menschen zurückerobern wollen.
Jugendliche dehnen wir von unseren Vorhaben erzählen, stehen der Sache oftmals skeptisch gegenüber. Ein Gefühl von Resignation und der daraus entstandenen Antriebslosigkeit seitens der Jugendlichen, macht es uns schwer genügend Mitstreiter zu überzeugen. Dennoch finden sich immer wieder Menschen die trotz aller Umstände Bock haben uns auf diesem Weg zu begleiten. Meistens sind das aber schon ältere Jugendliche oder auch Erwachsene. Wenn aber ein Projekt erstmal etwas sichtbar geworden ist, kommen immer wieder auch jüngere Jugendliche die sich mitreißen lassen und die Sache unterstützen.
Wir haben als Mobile Jugendarbeit die Möglichkeit auf Sachkosten zurückzugreifen. Für größere Projekte können entsprechende Anträge gestellt werden, welche aber oftmals bestimmte Richtlinien enthalten die dem derzeitigen Bedarf nicht erfassen. Somit gab es auch immer wieder Rückforderungen seitens der Förderprogramme. Zudem gibt es für Jugendprojekte sehr wenig Förderungsangebote für den Aufbau von Räumen oder Gebäuden, wo aber ein großer Bedarf und Schwerpunkt unserer Arbeit liegt.
Behindert werden unsere Vorhaben dadurch, dass es so gut wie keine verfügbaren Räume gibt. Das hat zum einem den Grund das die Kommunen keine Gebäude und Grundstücke mehr in ihrer Verwaltung haben. Und zum anderen werden Jugendlichen oder Jugendprojekten sehr selten Räume zur Verfügung gestellt, da es ja damit kein Geld zu machen gibt. Weiter wird Jugendlichen wenig bis überhaupt nichts zugetraut und sie immer mit Gesellschaftlichen Friedensstörungen stigmatisiert werden. Kurzgesagt gibt es wenig Interesse dafür, jungen Menschen vielseitige Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Die Konsequenz daraus sind Abwanderung, Gesundheitsverletzendes Verhalten und ein Kreativer Entwicklungsmangel der Gesellschaft und ländliche Regionen voran bringen und ein aussterben dieser Gebiete verhindern könnte.
E09 – Häuser denen, die drin wohnen Netzwerk für Demokratie und Kultur Wurzen
Tagebuch Tobias Burdukat – 27.06. – Challange accepted
WOW, WOW! Was für eine Tour- ich weiß gar nicht, was mich mehr beeindruckt hat, der Weg, die heute geknackte 3000er Marke oder dass ich heute endlich alles an Equipment eingesetzt habe, was mein Rucksack hergegeben hat. Steigeisen, Pickel, Kletterequipment, Gamaschen und den Mut, den ich mir in den letzten Tagen angewöhnt habe. Es war ein tolles Gefühl endlich das Mandatschjoch nach der Fernerquerung zu erreichen und ich habe mir die ganze Zeit überlegt, eigentlichen sind 3000 1/10 des Bauantrages für die Skatehalle, wenn ich es heute auf 3043 geschafft habe, dann sollte sich doch auch jemand* finden der 3043 € in das Fundraising knallt und dafür wird ihr_sein Name oder was auch immer gewünscht wird über der Eingangstür der Skatehalle stehen.
Ich will mich nicht umsonst Schutt und Gletscherrinnen hinauf kämpfen, also los 🤗
Genau wie ich heute Mut bewiesen habe, tut dies das NDK in Wurzen seit vielen Jahren und versucht auf die Zusammenhänge von Neonazi- und Bürgerstrukturen aufmerksam zu machen. Keine leichte Aufgabe und auch Bildungsarbeit im ländlichen Raum in Wurzen zu machen ist eine Leistung, besonders wenn man* dies seit nunmehr über 20 Jahren tut. Bildungsarbeit, Jugendarbeit und Geflüchtetenarbeit in ländlichen Regionen zu machen, deren hegemoniale Mehrheitsgesellschaft eine offene Gesellschaft ablehnt, verlangt viel von einem ab, aber irgendjemand muss es machen. Ob in Wurzen, Grimma oder Borna- wenn wir wollen, dass sich unsere Gesellschaft ändert, brauchen wir Mut und alles was unser methodischer Rucksack her gibt und wir brauchen euch, um endlich finanziell unabhängig zu sein.
E10 – Bildet Banden! Spektrum 360 Grad
Tagebuch Tobias Burdukat – 28.06. – Bildet Banden!
„Ihr könnt mich drehen, biegen, wie eine Maschine programmieren, erdrücken, zerbrechen, mein Kopf immer wieder ‚money‘ pulieren, meine Flügel beschneiden, oh gebt mir den Schmerz, eins bekommt ihr NIE – mein Herz“
Ich habe diese Textzeile von meiner alten Band Inroad schon oft zitiert, denn sie drückt einfach alles aus, was in mir vorgeht, wenn ich darüber nachdenke, was und warum ich es mache.
Ich bin heute Morgen um sieben von der Kaunergrathütte aufgebrochen und es stand eine achtstündige Laufzeit bevor, bis ich dann nun an der Braunschweiger Hütte angekommen bin. Dazwischen lag der Cottbuser Höhenweg. Warum dieser grandiose Weg und teilweise Klettersteig gerade den Namen Cottbus trägt, bleibt mir ein Rätsel. Das Beste, was ich mit Cottbus verbinde, ist unsere letzte Show mit Angstbreaker bevor der erste Corona Lockdown über uns kam. Es gibt auf diesem Weg einen Felsvorsprung, auf dem ich heute morgen emotional zusammengebrochen bin und mich weinend für ca. 1h nicht weiter bewegen konnte. Ich sah ein 360° Panaroma, was man* nicht in einem Bild festhalten kann. Dabei schossen mir all die tollen Menschen in den Kopf, die dabei helfen, dass ihr alle etwas von der Kampagne mitbekommt. Die tollen Menschen, die den Mut aufbrigen mit der Idee einer gGmbH zur unabhängigen Finanzierung von Jugend- und Geflüchtetenarbeit endlich den Institutionen etwas entgegen setzen wollen. Mir schossen die Kidz in den Kopf, denen die Stadt Grimma ihren Skatepark nimmt und das war alles i.v.m. dem Panorama einfach zu viel! Parallel lief mir noch eine Steinbockfamilie hinterher und ich war überwältigt von dem Gedanken, was es überall in den ländlichen Räumen für tolle Menschen gibt, die versuchen diesem Wahnsinn, der uns umgibt, etwas entgegen zu setzen.
Ich bin jetzt den 10. Tag durch die Alpen unterwegs und habe nicht nur einmal Angst um mein Leben gehabt, aber mein Herz will weiter schlagen und es schlägt für eine andere Welt. Eine andere Welt, die möglich ist.
Die Braunschweiger Hütte, auf der ich gerade bin und mir wieder W-Lan gekauft habe, ist im übrigen wieder eine dieser klassuschen E5 Alpenüberquerungshütten, mega voll und stressig. Ganz im Gegenteil zu der Idylle, welche ich gestern auf der Kaunergrathütte hatte. Morgen geht es nach Vent und dann habe ich endlich den ersten Off Day den ich mit der tollsten Frau der Welt (nach meine Tochter) verbringen kann, die mich besuchen kommt und mich dann bis Meran begleiten wird!
Ist vielleicht heute nicht der klassische Beitrag wie die letzten Tage, aber es musste eben raus!
Spektrum 360°
Wir sind eine Gruppe von Aktivist*Innen aus dem Erzgebirge mit verschiedenen politischen Ansichten – von Anarchist*Innen bis Kommunist*Innen.
Seit 2017 versuchen wir als Spektrum 360°, den Vorurteilen der hier ansässigen Bevölkerung bezüglich antifaschistischer Arbeit entgegenzutreten. Leider musste hierfür eine Namensänderung her, da es unter dem Label „Antifa“ keine Anknüpfungspunkte an die Bevölkerung gab. So unterschiedlich die Aktivist*innen, so verschieden sind auch die Gebiete, in denen wir uns interessiert engagieren. Wir versuchen, emanzipatorische Politik auch in dieser streng konservativ geprägten Region zu etablieren und überall zu intervenieren, wo es uns wichtig erscheint – ob wir dem Jobcenter Besuche abstatten, rechte Strukturen in vermeintlichen Heimatvereinen aufdecken oder uns christlichen Fundamentalist*innen in den Weg stellen.
Seit 2014 dokumentieren wir in einer von uns angefertigten Chronik rechte Angriffe und Aktivitäten im Erzgebirgskreis, um auf das Problem der rechten Gewalt aufmerksam zu machen. Unsere Quellen bei der Erstellung der Chronik sind Betroffene, die selbst Opfer von Angriffen, Bedrohungen, etc. wurden oder Menschen, die derartiges beobachtet haben. Weiterhin beziehen wir die Einträge aus Pressemeldungen, kleinen Anfragen und Informationen der RAA Sachsen, die Opfer rechter Gewalt unterstützen und mit denen wir jährlich die Chronikeinträge abgleichen.
Außerdem klären wir durch Infostände, Workshops, Vorträge und Angebote wie Gedenkstättenfahrten die Bevölkerung auf und versuchen, sie zu sensibilisieren.
Unser Anliegen ist es, Menschen zu erreichen, ihnen Alternativen aufzuzeigen und Anstöße zur (Selbst)-Organisierung zu geben, um positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen. Häufig fehlt es jedoch an Orten, die der Selbstentfaltung dienen, politisch bilden und als Rückzugsräume genutzt werden können. Auch die Möglichkeiten der kulturellen und sozialen Entwicklung sind im Erzgebirge sehr stark eingeschränkt. Demzufolge müssen Projekte, in denen Menschen ihre Bedürfnisse kreativ ausleben und sich mit anderen vernetzen oder politisch organisieren können, langfristig und nachhaltig möglich gemacht werden.
Jedoch sind wir selten in der Position, unsere Kritik und die damit verbundenen Wünsche an geeigneter Stelle vorzutragen oder sie praktisch umzusetzen.
Bedürfnisse von Jugendlichen und Geflüchteten werden von staatlicher Seite nicht erkannt oder wollen nicht erkannt werden. Hinzu kommt, dass der Einfluss von rechts auf politische Entscheidungsträger wächst. Deswegen kommt es auch vor, dass z.B. Fördermittel für die Jugend- und Geflüchtetenarbeit zum Teil oder ganz gestrichen werden. Es ist folgerichtig, sich weiter selbst zu organisieren und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Wir wünschen allen emanzipatorischen und progressiven Kräften viel Kraft für die anstehenden Kämpfe und bedanken uns für die Möglichkeit, Teil der Kampagne zu sein.
E11- Give the power back! Walden e.V.
Tagebuch Tobias Burdukat – 29.06. – Give the power back!
Angekommen in Vent und irgendwie war diese Etappe kein würdiger Abschluss vor dem Pausentag nach diesen grandiosen letzten 3 Tagen ab der Gallruthalm. Die Braunschweiger Hütte hat irgendwas von Apres Ski Hütte und Oktoberfest, unheimlich viele Menschen und ständig Stress überall. Falls ihr vor habt, mal ein oder zwei Etappen der Wanderung nach zu laufen, plant es so, dass ihr nicht auf der Braunschweiger Hütte übernachten müsst. Nach dem Aufstieg von der Hütte aus wurde dann der Irrsinn unseres menschlichen Dasein sichtbar. Eine Mondlandschaft mit Schneekanonen und überall Sesselliften und die abgedeckten Gletscher, welche halt schmelzen, weil wir es immer noch nicht geschnallt haben, dass wir auf unsere Natur und die Umwelt achten müssen. Zum Glück gibt es viele junge Menschen, die das auf dem Schirm haben. Hier fette Propps und Grüße an alle F4F Gruppen! Mir ist bewusst, dass die Region um Sölden vom Wintersport lebt, aber so? Ich weiß nicht, muss das denn wirklich sein. Auch die klassischen E5 Wanderer*innen fahren dann von dieser Mondlandschaft auf 2600m mit dem Bus weg und irgendwie bin ich auch froh, dass dies hoffentlich der Letzte Tag war, an welchem ich diesen Fernwanderweg kreuze. Der Abstieg nach Vent auf dem Ötztaler und Venter Höhenweg war dann wieder einsam und schön, viel Schotter und immer mal wieder Schneefelder die mittlerweile irgendwie zur Gewohnheit geworden sind. Ich verstehe auch nicht so ganz, warum auf dieser E5 Alpenüberquerung die schönen Passagen ausgespart werden, auch wenn sie wirklich hart und weit waren, dafür aber unendlich beeindruckend. Gestern habe ich dann auch erfahren, dass man* sich sogar sein Gepäck hinter fahren lassen kann. Jede*r wie er es mag!
Vielleicht ist das mit den Skigebieten und dem damit verbundenen Raubbau an den Bergen wie mit der angepassten Jugend- und Geflüchtetenarbeit. Irgendwie gut das es sie gibt, aber in vielen Fällen auch nicht wirklich sinnvoll für unsere Gesellschaft oder im Fall der Skigebiete nicht wirklich sinnvoll für die Berge!
Sinnvoll hist hingegen das was der Walden e.V. macht und dabei wirft sich eben die Frage auf warum Jugendarbeit nicht überall so sein kann? Die Stadt Chemnitz finanziert zum Glück diese tollen Menschen, aber leider wird nicht überall soviel Wert auf Bedürfnisorientierte Arbeit gelegt!
Ich freue mich jetzt auf meinen Off Day und dann bin ich gespannt, was mich in den nächsten Wochen, fernab der touristischen Pfade erwartet. Wahrscheinlich muss ich allerdings schon wieder die Route umplanen, da das Wetter und auch die Stabilität der Gletscher nicht unbedingt wollen, dass ich über die Hochwilde nach Meran komme, aber das wird sich zeigen!
Habt einen schönen Abend und ich esse jetzt eine Pizza, seit 11 Tagen denke ich an eine vor Öl triefende Pizza und heute wird es soweit sein, denn Vent hat eine Pizzaria🤗