Kapitel
Etappen

03 – Zweite Hälfte

66 Minuten Lesezeit

E21 – Baseballschlägerjahre Erfahrungsbericht über rechte Gewalt

Tagebuch Tobias Burdukat – 13.07. – Baseballschlägerjahre

Als hätte das Wetter gewusst wie die heutige Etappe heißt und hat mal eben die Funktion der #fcknzs aus den späten 90igern übernommen. Ich bin heute von der Hütte, in der ich gestern Nacht schlief im Ttrailrun Style erst 1300m abgestiegen und musste auch einen Umweg machen, da ich in Sexten einkaufen wollte um dann wieder 1150m auf den Karnischenkamm zur Sillianer Hütte aufzusteigen. Das ganze hatte deshalb soviel von damals, da ich kontinuierlich versucht habe dem Gewitter davon zu laufen, was drohend immer hinter mir war. Ich habe mir zeitweise unseren Bandnamen Angstbreaker laut vor mir her gesprochen, um ja nicht stehen zu bleiben besonders beim Anstieg zur Hütte. 30 Min vor und in Sichtweite der Hütte hat es mich dann doch erwischt und es gab einen Mix aus Sturm, der das Gehen echt schwer machte, Regen und Hagel, der sich wie ein Peeling anfühlte. Plötzlich dann durchfuhr mich der Schock als ca. 100m neben mir ein Blitz einschlug. Zum Glück habe ich es dann in die Hütte geschafft und wenn ihr euch die Strecke auf Komoot anschaut, bekommt ihr ein Ahnung, wie fertig ich an der Hütte war. Allerdings ist die Hütte heute tatsächlich ein bisschen wie das rettende Zuhause oder der Proberaum, wo ich mich damals sicher fühlte.

Es war aber auf jeden Fall die richtige Entscheidung den Gebirgskamm zu wechseln, denn auf die ursprünglichen Route hätte ich heute nicht gehen können und da es sich um Starkregen handelt, ist dann für Morgen damit zu rechnen, das der aufgeweichte Boden einiges an Steinen in Bewegung setzen wird. Ich bin nun wieder in Österreich und werde dann die kommenden Tage mit meiner Noborder Clothing Hose auf der Österreichisch-Italienischen Grenze laufen.

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„Ey Zecke, bleib stehen!“

Erfahrungen mit rechter Gewalt im ländlichen Raum in Sachsen

Butterweiche Knie, ein bis zum Kotzreiz reichendes flaues Gefühl im Magen und die Angst der Ungewissheit, was nun passieren würde im Kopf – so stehe ich mit dem Rücken an einen Baum gepresst in jenem Park, der direkt an unsere Schule grenzt. Im Halbkreis umringen mich fünf Naziglatzen, die mich nach dem Unterricht auf dem Heimweg abgepasst haben. „Ey Zecke, bleib stehen!“, ertönte es entschlossen, als sie auch schon von der Bank aufgesprungen und zielsicher auf mich zumarschiert sind, um mich zu umzingeln. Im Rücken einen alten Baum, vor mir die grimmig dreinschauenden Nazis. Olivgrüne Bomberjacken, auf denen in Frakturschrift „Deutschland“ aufgenäht zu lesen ist, Schneetarnhosen, manche in schwarzen Springerstiefeln, manche in New Balance-Turnschuhen. Das gut sichtbare Markenlogo, das als schlichtes „N“ auf jenen Sporttretern prangt, gilt in Neonazikreisen als Erkennungszeichen dafür, dass man „Nationalist“ oder eben „Nazi“ ist. Über eine Stunde lang quetscht mich die selbsternannte Herrenrasse aus, was meine roten Schnürsenkel zu bedeuten hätten, trichtern mir ein, dass alle Punks in ihren Augen nur „drogenabhängige Assis“ seien usw. Dabei spielen sie ein belastendes Psychospielchen mit mir, das ich sonst nur aus Kriminalfilmen kenne: aus „guter Bulle – böser Bulle“ wird kurzerhand „guter Nazi – böser Nazi“. Das äußert sich darin, dass einer der Nazis einen Hauch von angeblich verständnisvoller Freundlichkeit heuchelt. Ich solle seiner Aussage nach zukünftig einfach andere Klamotten tragen, meinen Musikgeschmack ablegen und vor allem mein sich gerade festigendes politisches Weltbild ändern, dann gäbe es auch keinen Stress seitens der eigentlich doch so netten Jungs mit den kurzen Haaren und den kleinen Hirnen. Die anderen vier Kameraden erweisen sich als weniger geduldig mit mir. Sie haben Bock, die kleine Zecke ordnungsgemäß wegzuklatschen und das lassen sie mich angesichts ihrer Aggressivität, die sie kaum zu bändigen wissen, auch spüren – wie gesagt immerhin über eine quälende Stunde lang. Doch weil es noch hell und der Park dementsprechend belebt ist, belassen sie es vorerst dabei, mich verbal zu bedrohen.

Zu diesem Zeitpunkt bin ich ein blutjunger Punk von gerade einmal 14 Jahren, zu diesem Zeitpunkt habe ich mächtig Schiss, aber noch ein Quantum Glück – immerhin haben sie mich laufenlassen, ohne mir die Kauleiste zu polieren. In genau diese Situation gerate ich jedoch nur wenige Wochen später: Auf dem Heimweg vom alljährlich in Chemnitz stattfindenden Weihnachtspogo, einem bekannten Punk-Festival, hält abrupt ein Auto mit getönten Scheiben neben mir und meinem Kumpel. Die Autotüren fliegen auf, zwei Neonazis springen heraus, aus dem Inneren der Karre erklingt der Song „Scheiß Punks“ von Kraftschlag – ein Angriff mit Ansage. Wie elektrisiert beginne ich, die Beine in die Hand zu nehmen, was sich angesichts des völlig vereisten Fußwegs als äußerst schwierig erweist. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis mich einer der beiden Nazis eingeholt hat. Der Nazi drängt mich in eine finstere Ecke, packt mich mit der linken Hand und presst meinen Körper gegen die Hauswand. Die rechte Hand hat er derweil zur Faust geballt und schon bedrohlich zum Schlag ausgeholt. Er beschimpft mich wutentbrannt, dann hält er kurz inne, um mir mit plötzlich eintretender psychopathischer Gelassenheit schweigend meine Brille von der Nase zu nehmen und sie behutsam auf dem Fußweg abzulegen, bevor er mich erneut packt und wieder zum Schlag ausholt, ohne diese zerstörerische Bewegung jedoch auszuführen. Da stehen wir nun wie ein Stillleben in der Dunkelheit: ein schmächtiger 14-jähriger Punk, der sich gerade darüber bewusst wird, die nächsten Tage – bestenfalls – im Krankenhaus verbringen zu müssen, vor ihm ein Mitte bzw. Ende 20 Jahre alter, breit gebauter Neonazi, aus dem der Hass auf Punks aus jeder Faser seines Körpers hervorquillt. Sekunden fühlen sich wie Stunden an. Nichts passiert. „Sieh zu, dass du Land gewinnst!“, brüllt er mich plötzlich an, nimmt die Faust herunter und schubst mich barsch weg. Sollte ich erneut Glück im Unglück haben? Diesen Gedanken im Hinterkopf will ich gerade meine Brille vom Boden aufheben, als es plötzlich mit voller Wucht in mein Gesicht einschlägt. Es ist der andere Neonazi, der ursprünglich auf der Suche nach meinem Kumpel war, diesen aber nicht finden konnte, nun angerannt kommt und auf mich einzuschlagen beginnt. Auch er mindestens Mitte 20, auch er breit gebaut. Seine Faust knallt in mein Gesicht, ich spüre, wie sich das Blut in meinem Mund sammelt. Ich werde einige Woche nicht mehr richtig essen können, bis alle Wunden in meiner Mundhöhle wieder verheilt sind. Dann lassen die beiden von mir ab, stolzieren heldenhaft zu ihrem Auto zurück, knallen die Türen zu und fahren davon.

Diese Ereignisse sind nun über 20 Jahre her, aber sie sollten beileibe nicht die einzigen ihrer Art bleiben: Als junge Punks müssen wir an Hitlers Geburtstag einmal vor einer Gruppe Neonazis kreuz und quer durch eine Baustelle flüchten. Vor einer Dorfdisco kommt es an einigen aufeinanderfolgenden Wochenenden gleich mehrfach zu regelrechten Massenschlägereien, bei denen nicht nur Fäuste, sondern auch Flaschen, Bierkrüge und Knüppel aller Art zum Einsatz kommen. Ich verliere hierbei ein Stück der Innenseite meiner Oberlippe, als mir ein Neonazi ins Gesicht tritt, wobei das Blut fontänenartig aus meinem Mund schießt. Im Rahmen einer größeren Party taucht plötzlich eine Handvoll Neonazis auf, mit denen sich schnell eine verbale Auseinandersetzung entspinnt. Die Neonazis verziehen sich, doch die damit wiedereinkehrende Ruhe trügt: Als wir auf dem Heimweg sind, höre ich hinter mir auf einmal schnelle Schritte. Beim Umdrehen fliegt haarscharf eine leere Bierflasche an meinem Kopf vorbei, bevor die Neonazis anfangen, mit Zaunlatten auf uns einzuschlagen. Sie hatten in einem unauffällig in einer Einfahrt geparkten Auto auf uns gewartet, uns vorüberziehen lassen, um uns nun überraschend von hinten angreifen zu können. So schnell wie der Angriff erfolgte, so schnell sitzen sie wieder im Auto und rasen ins Dunkel der Nacht. Zwei von uns verbringen den Großteil eben jener Nacht im Krankenhaus. Als wir ein oder zwei Jahre später bei Lagerfeuer, Bier und Musik aus dem Kassettenrecorder gemütlich eines Abends an der Elbe abhängen, kommt plötzlich ein kleiner PKW herangeschossen, aus dem eine Gruppe Neonazis herausspringt und auf uns schreiend zu rennt. Einige von ihnen tragen Quarzsandhandschuhe, andere schwingen Baseballschläger in ihren Händen. Angeblich suchen sie jemanden, dessen Namen wir jedoch zum ersten Mal hören. Das interessiert den braunen Mob herzlich wenig, Faustschläge werden verteilt, ein Baseballschläger kracht auf den Kopf eines Freundes. Bevor sie sich zurückziehen, demolieren sie mit dem gleichen Schlagwerkzeug noch willkürlich ein Fahrrad, das gar nicht zu unserer Gruppe gehört. Zerrissen, ja gar vernichtet, ist die Idylle in der Natur dank Naziparolen und Baseballschlägern. 

Die Liste dieser Auseinandersetzungen ist bruchstückhaft und vor allem lang – und zwar bei so gut wie allen in unserem Freundeskreis, da quasi alle von uns diese Erfahrungen am eigenen Leib durchleben mussten: Ein Freund konnte einen Angriff gerade noch abwehren, als es an seiner Wohnungstür klingelte und mehrere Nazis mit Zaunlatten versuchten, in seine Wohnung einzudringen. Andere Freund*Innen wurden von einer bewaffneten Neonazi-Gruppe an einem See überfallen. Die Neonazis haben während des Angriffs Rucksäcke und Fahrräder der Jugendlichen in den See geworfen. Diese sind daraufhin in den nahegelegenen Wald geflüchtet, haben sich auf den Boden gelegt und zur Tarnung mit Laub zugedeckt, woraufhin die Neonazis sie mit Taschenlampen und Hunden gesucht haben. Ein weiterer Freund wurde in den Kofferraum eines Autos gesperrt, entführt und zu einer Wiese gefahren, wo er schließlich von über 20 Neonazis zusammengeschlagen wurde.

Die Liste dieser physischen, aber vor allem auch psychischen Grausamkeiten ließe sich unendlich fortsetzen und berücksichtigt noch nicht einmal ansatzweise all die vermeintlich harmloseren Erfahrungen, die für uns als junge Punks zum Alltag wurden: feindselige Blicke, hasserfüllte Pöbeleien, angespuckt zu werden, hier ein Faustschlag, da ein Tritt – einfach so im Vorbeigehen, nicht immer nur von Neonazis, sondern auch von Discogänger*Innen, Fußballfans oder Rentner*Innen.

All das hat uns enorm geprägt. Man hört nachts aufmerksam darauf, was draußen auf der Straße passiert, beginnt, Heimwege zu planen, meidet vor allem nachts beliebte Neonazi-Treffpunkte wie Tankstellen, Supermarktparkplätze, Parks, Kneipen oder Discos, prägt sich automatisch Kennzeichen verdächtig langsam vorbeifahrender Fahrzeuge ein, fängt an, Pfefferspray und kleine Knüppel zum Schutz mit sich zu führen. Letztendlich haben viele von uns angefangen zurückzuschlagen, um nicht immer nur Zielscheibe, nicht immer nur wehrloses Opfer zu sein. Etwas anderes blieb uns oftmals auch gar nicht übrig, erwies sich doch beispielsweise die Polizei in derlei Situationen nicht gerade als der viel gerühmte Freund und Helfer. Stattdessen bagatellisierten die Beamt*Innen nur allzu gern die rechten Überfälle, indem sie sich im Zuge eines Notrufs z.B. schon einmal erdreisteten nachzufragen, ob wir denn „Schulden bei jemandem“ hätten, während sich unten auf der Straße zeitgleich 20 bis 30 Neonazis zum Angriff formierten. Auch Bürgermeister*Innen und große Teile der Gesellschaft betrieben gern eine klassische Täter-Opfer-Umkehr, wobei sie uns vorwarfen, wir seien angesichts unseres Aussehens und unseres Lebensstils doch selbst Schuld, wenn wir ordentlich was auf’s Maul bekämen. Empathie oder gar Hilfe? Fehlanzeige!

So beschissen all diese Erfahrungen oftmals auch waren – wir haben sie ohne ernsthafte körperliche Schäden überstanden, wir haben Wege gefunden, damit zu leben und vor allem: wir haben überlebt. Andere haben ihr Leben gelassen, wurden ermordet: gequält, getreten und geprügelt, erstochen. Wir werden all das nicht vergessen. Niemals.

Hinweis:

Der Text ist ein Kapitel aus der Broschüre „Kein Einzelfall – Der Mord an Patrick Thürmer“, die 2020 vom Bündnis Chemnitz nazifrei in Zusammenarbeit mit dem Bon Courage e.V. erschienen ist. Die Broschüre thematisiert 1999 erfolgten Mord an dem 17-jährigen Punk Patrick Thürmer im sächsischen Hohenstein-Ernstthal sowie weitere Todesopfer rechter Gewalt. Die Broschüre kann kostenlose unter info@boncourage.de angefordert werden.

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E22- kein ruhiges Hinterland AkuBiZ

Tagebuch Tobias Burdukat – 14.07. – kein ruhiges Hinterland

#derwegistdasziel ist heute nicht nur symbolisch für den Tag sondern beschreibt auch ganz gut die Wirrungen der Jugendarbeit, die mich seit Jahren beschäftigen. Die natürlich auch die Absicht verfolgt, dass es #keinruhigeshintetland geben darf und soll, viele Erwachsene und besonders die verfestigten konservativen bis reaktionären Strukturen wünschen sich dies all zu oft! Überwiegend im Regen und Hagel bin ich dann doch heute von der Sillianer Hütte bis zur Filmoorhütte gekommen. Gipfel habe ich neben dem Weg liegen lassen, denn wenn du eigentlich nur noch ankommen willst oder eben gute Jugendarbeit machen möchtest, werden dir Gipfel oder Förderprogramme, die einen Mehraufwand bedeuten und dich am Ende nur Zeit kosten völlig bedeutungslos. Abseits davon haben meine Regensachen gut gehalten und bei jedem neuen Schauer frage ich mich warum niemand im Tapir Leipzig diese Rucksäcke gekauft hat und sie sie aus dem Sortiment nehmen mussten. Absolut trocken was in ihm ist und der Regen der letzten beiden Tage hatte es wirklich in sich!

Tja und dann erreichst du auf dem Weg, der noch nicht zu Ende ist eine Hütte und wirst umgehauen von diesem kleinen aber feinen und sehr sympatischen Haufen Menschen, der dort in der Stube hockt und heute keine Gäste hatte. Du unterhältst dich über Jugendarbeit, Tattoos, Musik, besetzte Häuser und fühlst dich zuhause und kannst endlich mal wieder was ordentliches Vegetarisches essen, ich glaub sogar ich habe mich überfressen! Ein bisschen war der Abend so wie die HC Punk und Anarchoszene oder auf Tour mit Angstbreaker, was mich seit Jahrzehnten stärkt, in dem was ich tue. Wie deine Familie oder deine Band, die dir immer irgendwie den Rücken stärken,, auch wenn du ständig am Existenzminimum herum krauchst und auch jetzt dieses Fundraising nicht für dich sondern für eine andere Welt machst. All das hätte ich niemals tun können ohne die Freund*innen, Bands, Clubs und all die tollen Menschen drum herum, die daran glauben, dass es eine Welt in Gleichberechtigung geben kann und die ihr Leben danach gestalten! DANKE!!!!

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Im Herbst 2001 haben sich Jugendliche aus Pirna und Umgebung getroffen um eine Alternative zu den bestehenden rechten Strukturen zu schaffen und sich gegenseitig zu unterstützen. In den ersten Jahren lag der Schwerpunkt auf der Suche nach eigenen Räumen, bei der Information und Sensibilisierung über rechte Strukturen und in der Organisation von Kulturveranstaltungen. Als weitere Angebote kamen im Laufe der Jahre hinzu: die Organisation von (Soli-)Konzerten, Fußballturnieren, Kulturfesten, Buchlesungen, Bildungsfahrten und Wanderungen bzw. Stadtrundgängen auf den Spuren der Lokalgeschichte im Nationalsozialismus. Weiterhin sind wir Mitglied in verschiedenen Bündnissen, wie dem Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen und Netzwerken bzw. Vereinen wie der AG Asylsuchende Sächsischen Schweiz/Osterzgebirge e.V., dem Netzwerk Tolerantes Sachsen, dem VVN-BdA Sachsen, im Förderverein Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein, dem Förderverein für die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, der Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ e.V. und in dem internationalen Netzwerk UNITED FOR INTERCULTURAL ACTION.

Mitstreiter*innen versuchen wir durch unsere Angebote zu gewinnen. Eine Zeitlang haben wir viele Jugendliche im Umfeld unseres Vereins erreicht. Durch Umzug wegen der Ausbildung bzw. Studium sind nur Wenige im sogenannten ländlichen Raum geblieben. Bei Anderen sind Familie hinzugekommen oder es haben sich die Prämissen ihres Engagements verschoben. Mit der Eröffnung der Kulturkiste konnten wir wieder Räume schaffen, in denen sich junge Menschen treffen, diskutieren und vorallem über emanzipatorische Themen austauschen können. Davon hat auch unser Verein profitiert. Durch unser Engagement in der Erinnnerungsarbeit und unserer Expertise zu rechten Strukturen haben wir auch viele Fördermitglieder und Unterstützer*innen gewinnen können, die unser Engagement ermöglichen und supporten.

Unsere Arbeit finanzieren wir zum größten Teil aus Spenden (Grüße und <3Dank an die Spender*innen) und Preisgeldern. Für einzelne Projekte beantragen wir Fördermittel. Als kleiner Verein mit ehrenamtlichen Strukturen ist die Form der Fördermittelbeantragung für uns ein Hindernis. Nicht nur, dass eine Zeitlang eine sogenannte „Demokratiererklärung“ abverlangt wurde, auch fehlt uns die Zeit für die Erarbeitung eines Antrages in der eigentlichen Projektarbeit. Hierzu erst einmal eine Struktur zu schaffen, die sich unabhängig der Projektarbeit und dauerhaft um die Beschaffung einer regelmäßigen Förderung kümmert, ist uns bisher nicht gelungen.

Anfeindungen können und sind eine Zeitlang täglich geschehen, seien es Beleidigungen, Bedrohungen oder Sachbeschädigungen bei Mitgliedern des Vereins – die in der Öffentlichkeit stehen – oder an unserem Büro. Das ist auch einer der Gründe, warum sich nicht alle Vereinsmitglieder öffentlich zum Verein bekennen bzw. nicht so im Vordergrund stehen. Geschieht etwas, erfahren wir aber auch jede Menge Unterstützung und Solidarität von unseren antifaschistischen Freund*innen.

Wir denken, Initiativen wie uns, wobei selbstverständlich die mitgedacht sind, die sich ähnlich engagieren, ist es zu verdanken, dass sich Entscheidungsträger*innen und Verantwortliche vor Ort nicht mehr vor rechten Aktivitäten wegducken und Probleme kleinreden können. Wir haben eine Öffentlichkeit geschaffen, die vielen nicht gefallen hat und durch die wir wiederum als sogenannte Nestbeschmutzer*innen Anfeindungen erfahren haben. Weiterhin wäre sicherlich das Schleifen und Vergessen von Gedenkorten an den Nationalsozialismus, wie nach der politischen Wende 1989 geschehen, so nicht mehr denkbar und es sind neuere Forschungen über die Lokalgeschichte entstanden.

E23 – Filmoor Blues Agenda Alternativ e.V.

Tagebuch Tobias Burdukat – 15.07. – Filmoor Blues

Dass die heutige Etappe diesen Namen trägt ist kein Zufall. Einen Blues hat man* dann, wenn man irgendwie in Gedanken etwas langsamer ist als gewöhnlich und an bestimmten Momenten hängen bleibt. So ging es mir heute den ganzen Tag, denn ich musste unaufhörlich an den wunderschönen Abend gestern auf der Filmoorhütte denken, ich konnte auch nicht bei einem DIY Merchartikel wiederstehen. Die meisten Hütten wirken doch sehr steril und touristisch und da sticht die Filmoorhütte einfach heraus, genau wie es auf der Bülleleiljochhütte bisher den Besten Kaiserschmarn gab. Mit Blues verbinde ich aber auch Angstbreaker, wenn Marv seine Gitarren- oder Geologiestorys erzählt, Seebi und Haschek sich über Informatikerkram unterhalten, den kein Mensch versteht und das ich das eben vermisse, immer wird mir auf meinem Handy mittwochs angezeigt das Probe ist und ich kann nicht da sein. Genauso sehr vermisse ich meine Tochter, meine Freundin und meine Familie und irgendwie hat der gestrige Abend das alles aufgewühlt und ich hoffe so sehr, dass sich all das am Ende gelohnt hat. Dass die Zeit fern von den Menschen, die mir wichtig sind, sich gelohnt hat. Denn voll von tollen Aussichten oder Eindrücken war der dritte Tag mit Regen in Folge nun auch wieder nicht. Nun liege ich in einer Biwakhütte, wo ich auch auf einen Fernwanderer auf Selbstfindungsmission traf und wir haben uns über Equipment und Ernährung ausgetauscht und besonders beeindruckend fande ich, dass er versucht 25-30km pro Tag zu laufen, was gepaart mit Höhenmetern echt eine starke Leistung ist. Ich hoffe sehr, er weiß nach der Wanderung was er will und wer er ist und durch Corona seinen Job verlieren und dann aufgrund ein körperlichen Einschränkung keinen neuen finden, ist echt mies und ich hoffe nach der Wanderung hat er wieder Kraft und Mut.

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Wir sind Agenda Alternativ e.V. aus Schwarzenberg. Seit circa 13 Jahren betreiben wir politische Bildungsarbeit im Erzgebirge. Gegründet hat sich unser Verein vor dem Hintergrund der nicht abflauenden sondern steigenden rechten und menschenfeindlichen Tendenzen, mit denen wir damals als Freundeskreis ständig konfrontiert waren. Wir haben dann also beschlossen, aktiv zu werden und uns für eine Welt zu engagieren, in der jeder Mensch auch menschlich behandelt wird. Gleichzeitig sollte der Wunsch nach politischer Bildung einen Körperschaft erhalten, die es erleichtert zu agieren und Fördermittel zu akquirieren.

Als wichtigstes Ziel ist es für uns dabei am Abbau von Diskriminierungen zu wirken und für diese zu sensibilisieren. Dazu gehören Vorträge, Bildungsreisen, Filmvorführungen, Lesungen und alle Formate, bei denen man zum Nachdenken und Austauschen zusammen kommen kann. Neben aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen beziehen wir auch die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte in unsere Arbeit ein. Denn wir sind der Überzeugung, dass wir mit dieser Auseinandersetzung erkennen können, wohin Menschenverachtung führt und dass es an uns ist, nie wieder eine faschistische Gesellschaft zuzulassen. Unsere Arbeit findet rein ehrenamtlich statt und wir finanzieren uns über Fördermittel sowie Spenden. Die Finanzierung über Fördergelder ist für uns insofern unproblematisch, als das wir keine Stellen zu finanzieren haben, die darauf angewiesen sind. Trotzdem stehen auch wir immer wieder vor der Frage, wie wir unsere Veranstaltungen kontinuierlich finanzieren können, um sie möglichst barrierefrei für alle gestalten zu können. Nach mehrjähriger Arbeit ist dies teils problematisch, da bestehende Fördertöpfe nur einmalig ausgeschöpft werden dürfen und wir dementsprechend darauf hoffen müssen, dass neue Förderprogramme ausgegeben werden, die unsere Ziele fördern.

Besonders wichtig ist es uns, gerade auch junge Menschen dafür zu sensibilisieren und anzuregen, sich mit der sie umgebenden Gesellschaft auseinanderzusetzen und diese aktiv zu gestalten. Wir möchten emanzipatorische Ideen nicht nur denken, sondern diese auch leben. Mit unserem Festival „Stains in the Sun“, welches seit 2013 jährlich stattfindet (2020 pandemiebedingt ausgenommen) setzen wir dies um. Das sonst eher graue Erzgebirge machen wir an einem Wochenende im Jahr etwas bunter und zeigen damit auf, wie Miteinander frei von Vorurteilen funktionieren kann. Das Festival verbindet dabei politischen Input in Form von Infoständen, Ausstellungen und Vorträgen/Workshops, mit vielfältiger kultureller Unterhaltung, die besonders für Jugendliche in der Region sonst eher rar ist. Auch durch das Festival konnten wir viele Unterstützer:innen unserer Sache und auch Mitstreiter:innen für den Verein gewinnen. Dennoch bleibt es schwierig für uns, Nachwuchs und neue Aktive und Engagierte zu erreichen. Nicht zuletzt sehen wir hier auch die demografische Entwicklung im Erzgebirgskreis als eine der Ursachen an. Die Region verliert für junge Menschen mehr und mehr an Attraktivität, daran kann leider auch ein alternatives Festival nur bedingt etwas ändern. Weiterhin muss man immer wieder feststellen, dass der größte Teil der erzgebirgischen Gesellschaft nicht sonderlich aufgeschlossen gegenüber emanzipatorischen Gedanken ist, was auch wir in unserer Arbeit zu spüren bekommen.

Wir sind bisher glücklicherweise von tätlichen Angriffen verschont geblieben, aber auch Drohungen und ein grundsätzlich unfreundliches Klima machen es nicht immer leicht, dabei zu bleiben. Neben dem Fehlen einer rückenstärkenden Zivilgesellschaft hat es uns in der Vergangenheit aber auch immer wieder an Unterstützung auf städtischer Ebene gefehlt, die eher von einem entpolitisierter Umgang mit rechten Umtrieben als einer klaren Positionierung geprägt war. In der Folge konnten auch wir nach alter Hufeisenmanier keine wirkliche Unterstützung erhalten. Es wäre vor diesem Hintergrund eigentlich notwendig, Strukturen aufzubauen, die sich einer starken demokratischen Zivilgesellschaft widmen sowie Aufklärung und Sensibilisierung leisten. Hierfür fehlen aber zunächst die Bedingungen und besonders die finanziellen Mittel, um dies umzusetzen. Für uns als ehrenamtlichen Verein ist das in diesem Maße nicht machbar. Gleichzeitig kann man wohl doch ohne Arroganz behaupten, dass wir zahlreiche bestehende Netzwerke und Strukturen in der Region ergänzen, das Erzgebirge ohne unser Wirken ein wenig farbloser wäre und sich diejenigen, die sich nicht mit den rechten und rechtsoffenen Verhältnissen abfinden wollen, noch ein ganzes Stück mehr allein fühlen müssten.

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E24 – So nicht bestellt "So nicht bestellt" – Podcast

Tagebuch Tobias Burdukat – 16.07. – So nicht bestellt

Der vierte Tag mit Regen und fehlender Sicht in Folge, da passt der Etappenname außerordentlich gut. Mittlerweile ist es so, dass ich mich schon fast daran gewöhnt habe, in nassen Sachen zu laufen. Es tut mir auch schrecklich leid, dass ich mit dem Blog und den Bilder so hinterher hinke, aber meist wenn ich im Trockenen bin oder es mal unterwegs nicht regnet, gibt es keinen Empfang. Mal kurz war er heute da, aber da war Sturm, Regen und es war bitter kalt. Die Wegstrecke am heutigen Tag war teilweise sehr heimtückisch, denn es fehlten durch den Regen ganze Wegstücke und es war an vielen Stellen auch sehr rutschig. Ein bisschen so wie in der alltäglichen Arbeit, irgendwie musst du da jetzt durch und das bedeutet dann improvisieren und immer den Weg suchen und hoffentlich ein Zwischenziel erreichen. Ich habe heute auch darüber nachgedacht, dass ich viel zu oft die tollen Sachen, welche von Jugendlichen im Projekt Dorf der Jugend durchgeführt wurden, gar nicht richtig genießen konnte, weil ich immer für irgendwas Ansprechpartner war. Ich hoffe deshalb, dass die Kampagne erfolgreich wird, denn dann sollte mit der gGmbH- Gründung und den Stellen auch dieser Part endlich weg fallen, denn der Druck über die Jahre wiegt fast so schwer wir mein Rucksack und ich freue mich darauf auch einfach mal am Containercafé zu sitzen und eine Limo zu genießen. Mal schauen, vielleicht möchte ich einfach auch nur mal Besucher und nicht Ansprechpartner sein. Schon irgendwie komisch über was man* so nachdenkt, wenn man tagelang durch Regen und Nebel auf der österreichisch – italienischen Grenze läuft. Das einzig gute an diesen Steinen ist, dass ich weiß wo gerade mehr Nebel ist;-)

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E25 – If the kids are united AZ Conni Dresden

Tagebuch Tobias Burdukat – 17.07. – If the kids are united

Tag 5 im Regen: Tabak alle, Kaffee alle und morgen noch einmal 29km, um in Tolmezzo anzukommen und dann wieder auf der ursprünglichen Route zu sein. Aktuell habe ich mein Nachtlager neben einem verlassenen und eingefallenem Schafstall aufgebaut und hoffe, dass der Wind in der Nacht nicht dreht und das Tarp mich halbwegs trocken hält. Ich bin heute einen Klettersteig für Handyempfang hochgestiegen und musste dabei wieder über Schneefelder, die mittlerweile Eisfelder geworden sind. Zum Glück ist alles gut gegangen und jetzt hoffe ich, dass es ab morgen endlich besseres Wetter gibt und ich nach meinem Pausentag die letzten Etappen auch noch halbwegs ordentlich zu Ende bringen kann. Ich bin schon sehr gespannt in Triest in das Fundraising zu schauen, um zu sehen, ob sich all die Ängste und das aktuell sehr starke Heimweh auch gelohnt haben. Heute habe ich mit zwei älteren Bergsteigern aus Österreich ein ziemlich langes Gespräch auf einer Hütte über die Sozialsysteme in Deutschland und Österreich gehabt, was sehr spannend war. Zum Ende haben sie mir noch etwas Geld gegeben für die weitere Wanderung, was ich tatsächlich sehr gut gebrauchen kann, denn meine privaten Reserven für den Weg nach Triest sind fast aufgebraucht. Ich hoffe, dass das Konzert heute an der Spitzenfabrik ein voller Erfolg war und die Kids und alle Gäste einen schönen Nachmittag hatten. Und entschuldigt meine Lethargie, aber 5 Tage im Regen haben ihre Spuren hinterlassen. Ist ein bisschen so wie der ständige Rechtfertigungskampf gegen die Institutionen in der Sozialen Arbeit!

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Eine demokratische Gesellschaft braucht selbstorganisierte Projekte!

Das  AZ Conni wird 2021 dreißig Jahre alt! Das sind 30 Jahre selbstorganisierte Politik, 30 Jahre unkommerzielle Kultur, 30 Jahre progressive Jugendarbeit und kollektive Kinderbetreuung. Das sind viele Generationen von jungen Menschen, die hier ihre eigenen Projekte umsetzen und dabei selbstbestimmte und basisdemokratische Prozesse erfahren konnten. Das sind aber auch 30 Jahre Stress mit Nazis und Rassist:innen, 30 Jahre Anfeindung von konservativen und faschistischen Parteien, 30 Jahre Auseinandersetzung mit staatlichen Behörden. Von einer Besetzung in den Trümmern der DDR sind wir gewachsen und haben uns verändert – einiges jedoch hat die Zeit überdauert. 

Unser Kinderladen fing an, weil die Gründer:innen vor der Notwendigkeit standen, dass Kids betreut werden müssen. Heute läuft im Haus ein Betrieb mit 23 Kindern. Gewachsen sind wir unlängst aber auch um zwei neue Projekte, welche wiederum entstanden sind aus den Notwendigkeiten des Elternseins. Zunächst war da die Kinder-Küfa (Küche für Alle), die Kids und Eltern gemeinsamen Raum für Austausch und Spiel gab. Jetzt ist im Nebenhaus der Kinder-Kleidung-Austausch eingezogen, bei dem Eltern umsonst Kinderkleidung und -zubehör bekommen können.

Diese Projekte existieren gemeinsam mit dem Kneipen- und Kulturbetrieb, dem Buchladen und den Möglichkeiten unseres Außengeländes. Auch soziale Angebote wie ein wöchentliches Tafelcafé oder rege genutzte Tauschschränke gehören fest zu unserem Programm. Und nicht zuletzt ist das AZ Conni auch ein wichtiger Ort für politische Gruppen und Veranstaltungen. Gemeinsamer Nenner dabei ist die möglichst unkommerzielle Nutzung. Niemand soll und muss hier konsumieren, um zu sein. Das Haus soll explizit ein Raum sein, an dem wir möglichst weit entfernt von gesellschaftlichen Zwängen zusammen kommen – ohne zu vergessen, dass wir sie nicht am Tor abgeben können. Diese Praxis ermöglicht es uns allen unsere Möglichkeiten auszuprobieren und gemeinsam zu erweitern. Allzu oft sind diese Versuche nicht von Erfolg gekrönt, aber gemeinsam ein Projekt im Haus zu starten und von hier nach außen zu wirken, zeigt denen, die es probieren, ihre eigenen Potentiale auf. Wir erfahren, dass die gesellschaftlichen Schranken oft zu hoch sind und doch auch, dass kollektive Prozesse Wirksamkeit gegen diese Schranken entfalten können. Diese Momente sind es, die das AZ Conni zu einem wichtigen Ort für Menschen in Dresden machen. Wenige andere Orte – die wir aber ebenso schätzen – stehen jungen Menschen in dieser Art offen. Diese Aspekte sind es auch, die rechte und reaktionäre Gruppen angreifen möchten. Herrschaftskritik, Gendertrouble oder kollektive Selbstorganisation sind ihnen ein Dorn im Auge. 

Unsere Finanzierung besteht dabei aus unterschiedlichen Säulen. Mit der Kneipe und der Kulturarbeit haben wir die Möglichkeit, eigenständig Gewinne zu erwirtschaften. Auch regelmäßige Spenden tragen ihren Teil bei. Und nicht zuletzt bekommt das AZ Conni auch institutionelle wie auch immer wieder kurzfristige Förderungen für einzelne Projekte. 
Gerade diese Förderungen bereiten aber auch immer wieder Schwierigkeiten. Zuletzt haben wir nach mehreren Jahren kontinuierlicher Arbeit die finanzielle Unterstützung für unser Kontaktcafé für Geflüchtete verloren, das geflüchtete Menschen vor allem bei der Wohnraumsuche auf einem hochgradig diskriminierenden Wohnungsmarkt erfolgreich unterstützt hat.
Gleichzeitig bahnten sich erhebliche Kürzungspläne auf städtischer Ebene an, u.a. weil aufgrund der Corona-Krise weniger Geld im Haushalt zur Verfügung stand. Gemeinsam mit anderen freien Trägern der Jugendhilfe in Dresden starteten wir die Kampagne „Jugendarbeit sichern – Zukunft gestalten“ und schafften es tatsächlich, diese Pläne abzuwenden.
Und natürlich sind solche öffentlichen Förderungen auch immer wieder Hebel, an denen rechte Kreise anzusetzen versuchen. Von NPD und AfD bis zum rechten Flügel der CDU wurde in der Vergangenheit immer wieder versucht, daraus einen Skandal zu machen. Unsere Aufgabe als progressiver Verein ist deshalb immer auch, in der Öffentlichkeit klar zu machen, warum es uns braucht:

Für unkommerzielle Kultur, für selbstorganisierte Jugendarbeit, für diskriminierungssensible Bildung.
Eine demokratische Gesellschaft braucht selbstorganisierte Projekte!

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E26 – We stand as one Roter Baum e.V. Zwickau

Tagebuch Tobias Burdukat – 18.07. – We stand as one

Heute habe ich es dann doch auf 30km geschafft und einen harten Abstieg bis auf 330m durchgezogen. Nach 14 Tagen auf den Beinen seit dem letzten Pausentag bin ich nun auch durch! Angekommen in Tolmezzo, hier in dieser italienischen Kleinstadt, scheint die Welt am Sonntag Abend in Ordnung zu sein. Es findet gerade so eine Art Kneipenfest statt. Jung und alt sind auf der Straße. Die Bands haben mittlerweile aufgehört zu spielen, aber unter meinem Fenster hat sich eine große Gruppe zusammen gefunden die mit allerlei Percussion Instrumenten, Gitarre und Querflöte noch den ein oder anderen Song improvisiert.

Als ich heute meine Schuhe und die seit nunmehr sechs Tagen nassen Socken ausziehen konnte hat mich leider der Schlag etwas getroffen, denn durch die ständige Feuchtigkeit hat sich meine Fußsohle etwas aufgelöst. Details erspare ich euch, aber das Laufen fällt mir gerade sehr schwer. Mal schauen wie sich das Morgen anfühlt. Die Tage im Regen und auf den abgerutschten Steilhangwiesen haben mir ganz schön zugesetzt und ich bin ziemlich durch.

Gerade fühle ich mich sehr alt, auch wenn all das was wir tun doch den „kids“ dienen soll, damit all die ehemaligen und aktuellen „kids“ eine gemeinsame Zukunft haben. Gerade in Zwickau wo es gerade mächtigen Terror von ner Menge Nachwuchsnazis gibt, ist es wichtiger denn je das wir solidarisch miteinander sind. Ob es nun darum geht uns solidarisch mit den Opfern von Neonazigewalt zu zeigen oder um den zwingend notwendigen Aufbau unabhängiger Strukturen! #solidarität ist unsere Waffe!

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19.07. – Pausentag Dr. Ulrich Undeutsch – Deutschpunk – Grünhainichen

Dr. Ulrich Undeutsch – Im Osten nix Neues

Das Fenster ist leicht offen und die Vögel zwitschern leise
so beginnen die Tage auf normale art und Weiße
Ruhe und Geborgenheit für ein sicheres Gefühl
aussen hält es warm, doch im inneren lässt es kühl
Wer trägt die Verantwortung und wer hat keine Schuld
vieles ist erträglich, doch was fehlt ist die Geduld
Zusammenhalt macht stark, deswegen wird auch gern geteilt
und gleichzeitig wird bestimmt, wer an welchem Ort verweilt

Wer gibt dir das Recht, dich über andere zu stellen
Wer gibt dir das Recht, dich als was besseres zu fühlen
Wer gibt dir das Recht, dich über andere zu stellen
Wer gibt dir das Recht, dich als was besseres zu fühlen

Menschen werden abgeschoben, was kümmert dich das schon
du gehst gleich zur Arbeit und bekommst auch deinen Lohn
Übergriffe, Brandanschläge sind längst realität
die Politik schwenkt drauf ein und schnürt ein Asylpaket
doch niemand wird geholfen, die Zustände verschlimmern sich
alle wollen keine Nazis sein, doch hetzen rassistisch
Mit solchen Menschen zu reden ist verschwendete Zeit
helfen kann hier nur noch wer den Volkstod vorantreibt

Wer gibt dir das Recht, dich über andere zu stellen
Wer gibt dir das Recht, dich als was besseres zu fühlen
Wer gibt dir das Recht, dich über andere zu stellen
Wer gibt dir das Recht, dich als was besseres zu fühlen

Bleiberecht überall, Kein Mensch ist Illegal
Bleiberecht überall, Kein Mensch ist Illegal

Du fühlst dich auf den Straßen nicht mehr sicher
ich geb dir einen Tipp
schließ dich ein du arschgesicht

E27 – Vodafone Premium Store Leipzig Süd Gesicht zeigen Penig

Tagebuch Tobias Burdukat – 21.07. – Vodafone Premium Store Leipzig Süd

Da habe ich beim letzten Beitrag mit dem Wort Waffe aufgehört und meinte Solidarität und heute wurde ich mit richtigen Waffen konfrontiert. Nachdem ich motiviert und ausgeruht gestartet bin, wollte ich in das erste Tal einbiegen, welches ich eigentlich bis zum Ende laufen wollte. Kurz nach Einbiegen in das Tal sprang ein Typ mit Knarre über der Schulter aus dem Gebüsch und erklärte mir, dass ich heute hier nicht lang laufen kann, weil sie hier Sniperübungen machen. Der Typ hatte kein Militärabzeichen oder irgendwas offiziell erkentliches an sich, auf seinem T-Shirt war irgendwas, was fast aussah wie ein Reichsadler. Nun ja, ich wollte da jetzt auch nicht rumdiskutieren und habe den 5km und über 500 HM langen Umweg genommen. Das belastende war, dass ich über 4h die Schüsse permanent hörte und das macht einen irgendwie mental völlig kirre. Ich kann jeden Menschen verstehen, der in einem Kriegsgebiet leben muss und dort möglichst schnell weg will, das hält ja keiner aus. Mir haben die 4h schon gereicht. Der weitere Weg führte mich dann durch wunderschöne und einsame Schluchten, wobei ich mich sehr konzentrieren muss, denn die Wege sind schlecht markiert und vollkommen zugewachsen, so dass sie kaum zu erkennen sind. Ich glaub ohne GPS wäre ich nen Abhang runter gefallen. Denn viel Platz war oft nicht. Schluchten eben. Sah alles aus wie in den Winnetou Filmen und spontan kommen da auch plötzlich Häuser im nirgendwo. Zum Abendbrot habe ich mir dann noch ein Bad gegönnt im klaren Wasser, tat auch den Füßen gut! Nun habe ich in der Nähe von Moggio am Fluss einen Schlafpatz gefunden und hoffe es regnet nicht. Wie ich gesehen habe, gibt es eine gute Nachfrage nach gesponsorten Etappen, dann haltet euch ran beim Fundraising, denn viele sind es nicht mehr😉

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Es war im Frühjahr 2013, als wir unsere Bürger_inneninitiative Gesicht zeigen – Netzwerk für demokratisches Handeln ins Leben gerufen haben, nachdem es in diesem Zeitraum in und um Penig vermehrt zu rechten Propagandadelikten und Gewalttaten gekommen war – den traurigen Höhepunkt bildete hierbei der Angriff auf einen fünfzehnjährigen Punk, der von drei Neonazis auf dem Heimweg von der Schule brutal zusammengeschlagen worden war.

Dem erstarkenden Aktivismus der hiesigen rechten Szene wollten wir nicht tatenlos gegenüberstehen, sondern diesen Auswüchsen der gedachten wie auch in die Tat umgesetzten Menschenverachtung eigene Aktionen und Strukturen entgegensetzen.

Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, haben wir zunächst regional Seminare zur Aufklärung über Symbole, Kürzel und Codes der rechten Szene angeboten oder die Menschenrechtsaktivistin Irmela Mensah-Schramm eingeladen, die in einem Workshop mit Schülerinnen und Schülern des Freien Gymnasiums Penig ihr Engagement gegen rechte Straßenpropaganda thematisiert und zugleich ihre Ausstellung „Hass vernichtet“ vorgestellt hat.

Seit 2015 konzentriert sich unser Engagement vor allem auf die Aufarbeitung der Geschichte des KZ-Außenlagers Penig, das zum Lagernetz des KZ Buchenwald gehörte. In besagtem Lager sind im Zeitraum von Januar bis April 1945 insgesamt 702 ungarische Jüdinnen bzw. jüdische Ungarinnen zusammengepfercht worden, um sie in Penig im Zuge der dortigen Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie auszubeuten. Die Ergebnisse unserer intensiven Recherchearbeit haben wir in drei Informations- bzw. Gedenktafeln einfließen lassen, die wir auf dem ehemaligen Lagergelände, an dem Ort der einstigen Zwangsarbeit in Penig sowie auf dem Friedhof in Langenleuba-Oberhain errichtet haben. Zudem haben wir das von uns in diesem historischen Zusammenhang erarbeitete Wissen in Form von Vorträgen, Zeitungsartikelserien sowie Projekttagen, die wir mit den Schülerinnen und Schülern des Freien Gymnasiums Penig sowie der Oberschule Friedrich-Eduard Bilz organisiert haben, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Um dieses Ziel weiter zu verfolgen, erscheint Ende 2021 eine von uns erstellte Broschüre, die die Geschichte des KZ-Außenlagers – angereichert mit Bild- und Quellenmaterial – aufarbeitet und kostenlos an Schulen, Museen, Gedenkstätten und Interessierte verteilt werden wird.

Realisiert haben wir all diese Projekte auf der einen Seite mit Hilfe des Preisgeldes, das an den Sächsischen Förderpreis für Demokratie gekoppelt war, den wir im Jahre 2015 gewonnen haben. Darüber hinaus haben wir Förderanträge gestellt, mit deren Hilfe wir beispielsweise die Herstellung der Informations- und Gedenktafeln oder den Druck der Broschüren decken konnten.

Gerade in der heutigen Zeit, in der Geschichtsverdrehung, –verharmlosung und –verfälschung alltäglich geworden sind und immer drastischere Formen annehmen, empfinden wir es als unsere Pflicht, einen Beitrag zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen zu leisten. Unser Ziel ist es, durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und den Brückenschlag in die Gegenwart gerade auch Jugendliche gegenüber menschenverachtenden Ausgrenzungs- und Diskriminierungsformen zu sensibilisieren. Umso wichtiger ist unser Engagement, da im Raum Penig neben unserer Initiative keine anderen zivilgesellschaftlichen Akteur_innen existieren, die sich dieser Aufgabe annehmen. Allein aufgrund dieser Tatsache sehen wir es als unabdingbar an, unsere Arbeit kontinuierlich fortzusetzen.

Kontakt:

gesichtzeigen@gmx.de

www.erinnerungsort-penig.de

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E28 – keine Berge für Nazis Schwarz Rote Bergsteiger*innen FAU

Tagebuch Tobias Burdukat – 22.07. – keine Berge für Nazis

Letztens hat irgendwo jemand einen Kommentar geschrieben, dass die Berge doch unpolitisch seien. Dem ist ganz klar entgegen zu halten, dass sie dies auf keinen Fall sind und deshalb ist es umso wichtiger, dass es Gruppen wie die FAU und die Schwarz Roten Bergsteiger*innen gibt, die Bergsteigen mit politischer Bildung verbinden. Ich bin bisher sehr viele km auf der Frontlinie des 1. WK gelaufen und werde übermorgen wieder auf dieser laufen. Politik und Berge haben in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt, sei es wenn es um territoriale Kämpfe ging oder um Wettstreite zwischen Nationen wer welchen Gipfel als Erste*r erreicht und bei all diesen Sachen haben sehr viele Menschen ihr Leben gelassen und daran gilt es auch zu erinnern und eben nicht ausblenden. Mir reicht aktuell wenn ich die Wege finde und auf diesen bleibe, denn die beginnenden Julischen Alpen sind deshalb so beeindruckend, weil sie 100te von Meter hohen Felswänden haben, auf denen du irgendwie oben oder an möglichen Stellen auch mal durchläufst. Das ist sehr Respekt einflösend, ein Ausrutscher oder ein abkommen vom Weg könnte dabei aber tödlich enden. Heute musste ich das komplette Wasseraufbereitungsequipment nutzen, welches ich von meiner Freundin geschenkt bekommen habe, denn die einzige Wasserquelle die ich finden konnte, war eine Restpfütze in einem ausgetrockneten Flußbett, ich hoffe es reicht bis Morgen Abend, aber 6L Wasser rum schleppen ist auch keine schöne Angelegenheit und irgendwie ist das Wasser Fluch und Segen zugleich.

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E29 – 20yrs Egotronic Provinzguerilla

Tagebuch Tobias Burdukat – 23.07. – 20yrs Egotronic

Nach 6h Aufstieg sitze ich nun am Rifugio Celso Gilberti und im Hintergrund läuft entspannte lateinamerikanische Musik. Nachdem ich ja nun zwei Tage durch Wald gelaufen bin und nicht viel sah, wurde ich heute mit dem Kaninmassiv und der Karst, in der die Felsen aussehen wie Gletscher, belohnt. Geologisch hat mich das tatsächlich ziemlich beeindruckt. Schnee und Eisfelder gab es leider auch wieder und zum Glück habe ich einen Wiener getroffen, der mir von einem abgerutschten Weg und einem sehr steilen Eisfeld berichtete, so dass ich rechtzeitig die Umleitung nehmen konnte. Über diese Felsen hier will ich definitiv mehr wissen, aber ich denke ich werde da im Angstbreaker Proberaum umfassend drüber aufgeklärt. Das ganze Wasser schleppen hat sich im übrigen mehr als gelohnt, denn so bin ich ohne Wassermangel bis zur Hütte gekommen und habe sogar noch 1 l übrig. Die Wege hier erinnern sehr stark an alte Römerpfade, vielleicht sind sie das auch, auch wenn sie teilweise echt nur noch Trampelpfade sind, dafür heute aber mit guter Markierung. Am Bivaco Marussisch, einer Bivakschachtel am Fuße des Kanin, fand sich dann tatsächlich ein Aufkleber der Schwarz Roten Bergsteiger*innen, die wir euch ja gestern vorgestellt haben. Tja ansonsten werde ich langsam wehmütig, was das Hochgebirge betrifft, denn nur noch einmal geht es über 2000m. Aber tatsächlich ist mein Heimweh und die Spannung, ob ihr das Fundraising gemeistert habt, so groß, dass ich mich auch sehr freue, bald in Triest anzukommen. Ansonsten hoffe ich ihr habt im Shop schon die signierten Egotronic Platten weg gekauft;-)

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„Schall und Rauch aus dem Hinterland“ – Unter diesem Motto haben wir 2013 unsere Gruppe Provinzguerilla ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Menschen aus verschiedenen Städten des Erzgebirges und des Vogtlandes, die die Liebe zu Punk und eine antifaschistische Attitüde eint. Hervorgegangen ist Provinzguerilla aus dem 2004 gegründeten Verein Bunte Reisegruppe Erzgebirge e.V., der das Erzgebirge seiner Zeit mit etlichen subkulturellen Veranstaltungen belebt hat, ohne die das Dasein in der Region Aue-Schwarzenberg gerade für alternative Jugendliche und junge Erwachsene noch trister und unattraktiver gewesen wäre.

Mit Provinzguerilla setzen wir dieses Engagement nun schon seit einigen Jahren fort: Neben Minigolfturnieren, gemeinsamen Bildungsreisen, in deren Zuge wir die Besichtigung von Museen und Gedenkstätten anbieten, oder der Organisation kleinerer Gartenkonzerte bildet das seit 2013 im erzgebirgischen Lugau stattfindende Frostpunx-Picknick das Herzstück unserer Arbeit. Wie der Name unseres kleinen Festivals bereits vermuten lässt, zelebrieren wir im Februar bzw. März jeden Jahres das erste Open Air Deutschlands, bei dem in der Regel sechs bis sieben Bands aus dem Punk-, Hardcore- und Oi!-Genre auf einem ausrangierten Bauwagengestell auftreten, wobei alles – also auch Publikum und selbstgezimmerte Getränkebar – lediglich durch ein altes NVA-Truppenzelt vor Wind und Wetter geschützt wird. Wer einmal zu Besuch war, weiß, dass das Frostpunx-Picknick ein Event reinster DIY-Kultur ist. Demzufolge haben wir hinsichtlich der Finanzierung des Festivals – abgesehen von einer einmaligen Ausnahme – bislang auch von der Beantragung von Fördergeldern abgesehen und die Veranstaltung stattdessen selbst bzw. über Eintrittsgelder finanziert, um die entstandenen Unkosten zu decken.

Dass wir mit unserem Engagement und allem voran dem Frostpunx-Picknick in einer Region wie dem Erzgebirge mit Anfeindungen rechnen müssen, war uns schon allein aufgrund unserer Sozialisation in der Punk-Szene bewusst. Verdeutlicht wurde diese traurige Tatsache jedoch noch einmal durch einen – aller Wahrscheinlichkeit nach rechtsmotivierten – Brandanschlag auf unser Festivalgelände im Jahre 2018, bei dem einer der von uns genutzten Bauwagen vollständig abgebrannt ist. Ein Jahr später wurde das Frostpunx-Picknick ohne ersichtlichen Anlass zudem von einem immensen Polizeiaufgebot begleitet, bei dem die Beamt_innen das kleine Festivalgelände mit Hilfe ihrer Einsatzfahrzeuge förmlich eingekesselt und so gut wie alle Besucher_innen auf dem Weg zum Festival kontrolliert haben. Doch weder derartige repressive Maßnahmen, noch der erwähnte Brandanschlag konnten und können unseren Enthusiasmus und unser Engagement bremsen oder gar stoppen.

Gerade auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es auch hier viele subkulturell geprägte Menschen letztendlich eher in die Großstädte zieht, als dass es sie in der Provinz hält, wollen wir auch weiterhin einen kleinen Beitrag leisten, ein Angebot im Rahmen unserer Möglichkeiten für eben jene Provinz zu schaffen, bevor diese subkulturell noch weiter ausdünnt, womit auch rechtskonservativem bis rechtem Denken und Handeln in unserer Region noch mehr Raum als ohnehin schon gegeben werden würde. Dabei ist uns nur zu gut bewusst, dass wir die Umsetzung dieses Ziels nur mit Hilfe unserer eigenen Kraft und Kreativität erreichen können und wollen – und darauf bauen wir!

Kontakt:

www.provinzguerilla.de

E30 – Vodafone Premium Store Leipzig Süd – part 2 Asselterror – Punk aus Lunzenau

Tagebuch Tobias Burdukat – 24.07. – Vodafone Premium Store Leipzig Süd Part II

Heute ging es gleich nach dem Frühstück im Rifugio Gilberti gut los, Etappe 30 sollte auch nicht so einfach werden. Es galt 300 Höhenmeter aus Schnee und Eis zu überwinden, aber tatsächlich so relativ ausgeruht am Morgen ging das ganz gut und nach einer Stunde war es geschafft. Dann ging es lange ins Tal nach Bovec, was anscheinend so etwas für Wildwasserrafting ist wie Tarifa für Kitesurfen. Zumindest war ich mit einem Schlag mit einer Menge Tourist*innen konfrontiert, aber irgendwie auch angenehm Zivilisation zu sehen. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt das mich die Geräusche von Mücken tierisch nerven!? (die Summen hier so in Massen rum) Da ist nicht mal das Stechen das Problem. Heute habe ich viel über die Mitgliederversammlung des FJZ nachgedacht, der ja auch Teil der Kampagne ist. Die fand nämlich heute statt und in 15 Jahren Vereinsgeschichte war ich zum ersten mal nicht da, fühlt sich irgendwie komisch an. Denn irgendwie hätte ich viele Sachen ohne diesen Verein nie gemacht, wahrscheinlich hätte ich auch nie Soziale Arbeit studiert. Ich freue mich mittlerweile sehr endlich in Triest anzukommen um dann wieder heim fahren zu können, um die Menschen wieder zu sehen, die ich liebe und vermisse. Eins kann ich mit Sicherheit sagen, allein werde ich glaub solch einen langen Tripp nicht mehr machen und ich hoffe echt, dass es sich auszahlt. Auch habe ich mich heute gefragt wie viele Menschen aus Grimma, Borna und dem Landkreis Leipzig unser Projekt unterstützen, denn immerhin sind wir, der FJZ und Bon Courage, ja auch dort aktiv.

Ansonsten hat mich eine Touriinfotafel heute dazu getrieben in einem so genannten lost place mitten im Wald zu schlafen, denn der Hinweis auf die Existenz von Braunbär, Wolf und Luchs in den hiesigen Wäldern hat mir dann doch etwas großen Respekt eingeflöst. Bisher alles gut und es gab noch keine Begegnungen🤗

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Asselterror – Planlose Jugend

Alles zugepflastert,
Die Wirklichkeit banal.
Du kannst hier eh nichts ändern,
Also ist es dir egal

Das Bier in deiner Hand,
Aus Frust schon lange leer.
Die Frage wie geht’s weiter,
Du kannst einfach nicht mehr.

Aaaaaaahhhhh
Du kannst nicht mehr!
Aaaaaaahhhhh
Du willst nicht mehr!

Nie mehr schuften für die Schlauen.
Nie mehr Schwachsinn zusammenbauen.
Nie mehr erklären, was du bist.
Nie mehr machst du diesen Mist.

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